
Schon in früheren Jahrhunderten wurden Wildkräuter vom Menschen genutzt, zum einen als Nahrungsquelle, zum anderen als Heilmittel. Manches Wissen ist verloren gegangen, da der Gebrauch von Wildkräutern nur selten dokumentiert wurde und doch ist durch Überlieferung einiges erhalten geblieben, was heute immer noch angewandt wird.
Die vielfältige und reichhaltige Fülle an Nährstoffen und Inhaltsstoffen, macht unsere Wildkräuter zu etwas besonderem. Sie finden sowohl Verwendung in der Küche, für Suppen, Soßen, Salate, Tees, Marmeladen oder Gelee, werden aber genauso zu Tinkturen und Salben als Heilmittel weiterverarbeitet oder können als Bäder und Umschläge ihre wohltuende Wirkung entfalten.

Das heilen mit Pflanzen aus der Natur, hat eine lange Tradition. So lässt sich das Harz der Fichte zu einer Salbe verarbeiten, die sogenannte Pechsalbe, welche bei Geschwüren und Geschwülsten hilft, aber auch bei kleineren Verletzungen und Schnittwunden. Man nehme Schweineschmalz, Bienenwachs, Olivenöl und Fichtenharz jeweils zu gleichen Teilen, erhitze alles nacheinander in einem Topf, bis alles sich verflüssigt hat und fülle es dann in kleine Behälter ab. Fertig.
Volksmedizinische Rezepturen müssen ihre Heilkraft in jeder Generation neu beweisen, besonders im Zeitalter der Schulmedizin. Dennoch kehren immer mehr Menschen zur Natur und ihrer natürlichen Heilkraft zurück. Das Sammeln und Verarbeiten von Wildkräutern war lange Zeit in Vergessenheit geraten. In Kriegsjahren wurden die Kinder in den Wald geschickt und alles Mögliche in der Natur essbare zu sammeln. Nahrungsmittel waren knapp und einen Arzt konnte sich kaum jemand leisten.

Es gibt viele Beispiele, wo die Natur dem Menschen zur Seite steht und auf ihre Weise Gutes tut. So sind natürliche Moorbäder eine Wohltat für die Haut, da diese mit Feuchtigkeit versorgt, von Unreinheiten befreit und auf natürliche Weise geschützt wird. Eine wahre Verjüngungskur, weshalb nicht selten ein Moorbad auch in vielen Wellnesssalons heutzutage angeboten wird.
Die Blätter des Spitzwegerichs oder Breitwegerich, kann man pflücken, zusammenrollen und den Saft auspressen. Dieser hilft wunderbar gegen Insektenstiche, da er kühlt und den Juckreiz nimmt. Eine haushaltsübliche Zwiebel würde dasselbe für uns tun, nur wächst sie in der Natur in der Regel nicht, wenn wir gerade in Wäldern und Seen unterwegs sind.

Die Blätter und Blüten des Dost werden von der Pflanze in ein Schraubglas abgestriffen, dass ganze wird mit Olivenöl aufgefüllt und zwei bis drei Wochen zum Durchziehen stehen gelassen. Fertig ist ein natürlicher Sonnenschutz. Zugegeben, dieser ist beim Dost nicht enorm hoch und entspricht etwa dem Lichtschutzfaktor 5. So sollten Personen mit sehr empfindlicher Haut nach wie vor die Sonne meiden oder auf andere Mittel zurückgreifen.
Wildkräuter enthalten wesentlich mehr gesunde Inhaltsstoffe als das Gemüse, dass wir im Handel erwerben können. So sind in einem Kopfsalat 100 mg Vitamin C enthalten, im Löwenzahn aber 115 mg und im Wiesenknopf sogar 360 mg Vitamin C. Das ist ein beträchtlicher Unterschied. Ebenso verhält es sich mit Betakarotinen. 100 g Taubnesseln enthalten 539 mg, wohingegen im Rotkohl gerade einmal 5 mg enthalten sind.

Wildkräuter in der Küche zu verwenden, wirkt vitalisierend auf Körper und Geist. Ihre Inhaltsstoffe finden sich in den Blüten, Blättern und Wurzeln, je nach Pflanzenart. Hier sind die wichtigsten Stoffe genannt.
Kohlenhydrate
Zellulose
Chlorophyll
Vitamine
Spurenelemente
Enzyme
Mineralien
ätherische Öle
Saponine
Tannine
Gerbstoffe
Schleimstoffe
Alkaloide
pflanzliche Hormone u.v.m.
Das Chlorophyll aus den Pflanzen wirkt blutreinigend, blutbildend und besitzt entgiftende Eigenschaften, die den Heilungsprozess beschleunigen. So können wir Menschen durch die Verwendung von Wildkräutern unsere Gesundheit zurückgewinnen.

Die Mineralstoffe und Spurenelemente sind Aufbaustoffe, die vom menschlichen Organismus leichter aufgenommen werden können und so den Stoffwechsel regulieren, so wie sie Bausteine für Vitamine und Enzyme sind.
Durch ihren hohen Gehalt an Vitamin C und Karotinoiden sind Wildkräuter eigentlich unerlässlich für unser Immunsystem. Sie dienen der Vorbeugung und dem Kampf gegen Erkrankungen, sowie sie ebenso in der Lage sind den Stoffwechsel zu regulieren.
Enzyme sind nur in Rohkost enthalten und sterben beim Erhitzen ab, weshalb es ratsam ist, einen Teil unserer Nahrung in roher, ungekochter Form zu uns zu nehmen. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn wir Wildkräuter in Salaten verwenden oder auch als Smoothie zubereiten. Enzyme sind Biokatalysatoren, welche die Stoffwechselvorgänge steuern und die chemischen Reaktionen im Körper beschleunigen.

Die ätherischen Öle sind für uns in den letzten Jahrzehnten immer wichtiger geworden, da sie beispielsweise als Duftstoffe in Lampen und Kerzen zum Einsatz kommen. Auch in die Bäume des Waldes senden Duftstoffe aus, die bei uns Menschen ein Wohlgefühl und Entspannung hervorrufen. Ätherische Öle wirken antibakteriell, entzündungshemmend, harntreibend, appetitanregend, verdauungsfördernd und krebshemmend. Sie haben also eine enorme Bedeutung. Lavendel zum Beispiel ist für seinen wunderbaren Geruch bekannt und kann sowohl als Tee oder auch Badezusatz Anwendung finden. Ebenso die Zitronenmelisse, die sich wunderbar im Kräutersalz weiterverarbeiten lässt. Beide zählen jetzt nicht zu den Wildkräutern, sind doch aber sehr bekannte Beispiele, wenn es um ätherische Öle geht.
Die Gerbstoffe der Wildkräuter binden die Eiweißstoffe der Haut und der Schleimhäute. Sie sind fäulnishemmend und antibakteriell. Sie schützen unsere Haut und bauen sie auf. So schmecken Wildkräuter nicht nur besonders gut, sondern können im Krankheitsfall auch Linderung bringen.

Bitterstoffe steigern die Magensaftproduktion, wirken ebenfalls appetitanregend und unterstützen die Leberfunktion. Sie haben eine tonisierende Wirkung. Zu finden sind sie zum Beispiel in Löwenzahn und Wermut, aber auch in Birkenblättern, wo letzteres wohl am bittersten schmeckt.
Die in Wildkräutern enthaltenen Saponine sind seifenähnliche Stoffe. Sie wirken schleimlösend auf die Bronchien und wassertreibend. Enthalten sind sie in Schlüsselblumen, Vogelmiere und Gänseblümchen. Sie sollten jedoch nur in geringen Mengen verzehrt werden, da sie sonst die Schleimhäute reizen können. Saponine lassen sich auch im Efeu und in Rosskastanien finden. Beide sind aber nur äußerlich anzuwenden. Man kann aus ihnen sogar Schaumbäder herstellen oder sie zum Wäsche waschen verwenden.

Phytohormone sind Biokatalysatoren, die krebshemmend wirken. Enthalten sind sie in sehr vielen Pflanzen und ebenso in Wildkräutern. Beispielsweise finden wir sie besonders in Salbei, Hopfen oder auch Rotklee. Gerade bei Frauen, die in den Wechseljahren sind und bei denen der Östrogenspiegel sinkt, können sie Verwendung zur Linderung der Beschwerden finden.
Wildkräuter die Alkaloide enthalten sind giftig und keinesfalls zum Verzehr geeignet. Das ist bei Fingerhut, Seidelbast und Goldregen der Fall. In der Pharmakologie hingegen spielen sie eine wichtige Rolle, da sie die Grundlage bilden.

Es gibt so einige giftige Pflanzen und Wildkräuter, die den essbaren zum Verwechseln ähnlich sind. Deshalb ist es immer ratsam, beim Sammeln jemanden mit ausreichend Erfahrung dabei zu haben, wenn man sich selbst noch nicht so gut auskennt.
So kann man den Wiesenkerbel leicht mit dem Schierling verwechseln oder auch der Hundspetersilie. Die wilde Möhre ähnelt ihnen ebenfalls sehr. Genauso sind Bärlauch und Maiglöckchen schwer auseinander zu halten, wo ersteres ein sehr leckeres Kraut und zweites aber schön und giftig ist. Riesenbärenklau ähnelt dem Wiesenbärenklau und auch Eisenhut, Fingerhut und Hahnenfuß sind giftige Pflanzen.

Wildkräuter sollten nicht an Feldrändern gesammelt werden, die frisch gedüngt sind oder an vielbefahrenen Straßen. Auch Wegränder, an denen Hunde regelmäßig entlang spazieren sind weniger geeignet. Optimal sind Wiesen, Wälder und Bachläufe, die möglichst wenig von den hier genannten Gegebenheiten belastet sind.
Wer Kräuter sammeln möchte, sollte dies am späten Vormittag tun, da ab der Mittagssonne die Pflanzen ihre Blüten öffnen, welche sie am Abend wieder schließen. Zu dieser Tageszeit ist die meiste Kraft in der Pflanze enthalten.
Manche Kräuter wachsen das ganze Jahr über, vom Frühjahr bis in den Herbst und manchmal sogar bis in den Winter, wie das Gänseblümchen, was auch unter Schneedecken noch zu finden ist. Genauso gibt es aber auch Wildkräuter, die nur im Frühjahr, nur im Sommer oder nur im Herbst wachsen und gesammelt werden können.

Im April wachsen Löwenzahn, Schafgarbe, Gundermann, Knoblauchsrauke, Wiesenschaumkraut und Brunnenkresse.
Im Juni wächst das Johanniskraut, welches sich zu einem Tee verarbeiten lässt und gegen Stimmungsschwankungen wirkt, sowie Klatschmohn, Frauenmantel, Arnika und Kamille.
Im Oktober können wir noch Nachtkerzenwurzeln, Beinwellwurzeln, Kapuzinerkresse, Königskerze und Vogelmiere sammeln, um hier nur einige wenige zu nennen.
Auch wenn der Gebrauch von Wildkräutern lange Zeit vergessen war, können wir immer wieder ihren Wert für uns neu entdecken. Sie tun nicht nur unserer Gesundheit gut, sondern auch unserer Seele. Zumindest ist ein Spaziergang durch die Natur, auf Entdeckungsreise und Erkundungstour wohl immer eine Wohltat. Also immer schön die Augen offenhalten.