Seit der Zeit der Romantik spielt der Wald für uns Menschen eine herausgehobenene Rolle, denn in ihm kommen wir zur Ruhe, können die Stille genießen und die frische Luft atmen. Wir können uns entspannen, vom Alltag abschalten und neue Kraft tanken, die er uns durch seine Vielfältigkeit und sein besonderes Klima verleiht. Dieses besondere Klima nennt man das Waldinnenklima. Die Luft ist hier kühler, das Blätterdacht schützt vor Sonneneinstrahlung, die Verdunstung der Bäume kühlt und sorgt so für eine hohe Luftfeuchtigkeit. Die Blätter einer großen Eiche können im Sommer pro Tag bis zu 200 Liter Wasser verdunsten. Auch Staub und Schadstoffe filtern die Bäume des Waldes aus der Luft und sie bremsen den Wind.

In Deutschland finden sich rund 11,1 Millionen Hektar Wald, was fast ein Drittel der Gesamtfläche ausmacht. (Stand 2012) Darunter zählen zum Beispiel der Bayrische Wald, der Schwarzwald, der Harz oder auch der Thüringer Wald.

Wälder sind die wichtigsten Sauerstoffproduzenten der Erde. Die Bäume produzieren ätherische Öle und Duftstoffe und geben diese an ihre Umwelt ab. Sogenannte Phytonzide. Das bietet ihnen nicht nur einen Schutz gegen Schädlinge und Baumerreger, sondern hat auf uns Menschen eine besonders beruhigende und gesundheitsfördernde Wirkung.
In Deutschlands Wäldern lassen sich etwa 76 verschiedene Baumarten zählen, wobei die Fichte der am häufigsten vorkommende Baum ist, dicht gefolgt von Kiefern und Buchen. Wälder stellen komplexe Ökosysteme dar, in denen Boden, Wasser, Gelände, Klima, Pflanzen- und Tierwelt in enger Wechselbeziehung zueinander stehen. Wir finden so in unseren Wäldern 18 typische Lebensraumtypen, zu denen zum Beispiel die Dünenwälder der Küsten oder auch die alpinen Lärchenwälder zählen.
1200 Arten von Farnen und Blütenpflanzen finden in unseren Wäldern ihren Lebensraum. Dazu kommen etwa 1000 krautige Pflanzenarten, 116 Straucharten, 676 Arten von Moosen, 1024 Flechten und 140 Wirbelarten, worunter Rehe und Rotwild, Schwarzwild, Fuchs und Dachs zählen. Feuersalamanda, Luchse und Wildkatzen sind nicht so leicht zu finden und lassen sich nur schwer beobachten und auch der Schwarzstorch und der Uhu gehören zu den seltenen und gefährdeten Tierarten.

Ungezählt ist hingegen die Anzahl der Klein- und Kleinstlebewesen in unseren Wäldern. In einer Handvoll Walderde befindet sich mehr Leben, als es Menschen auf der Erde gibt. Sie alle erfüllen im Waldökosystem unverzichtbare Aufgaben und ohne sie wäre der Wald nicht das was er ist. Auch die Würmer, Schnecken, Spinnen und Insekten sind Teil des Ganzen und machen den Wald so lebendig.
Moose gehören zu den ältesten Landpflanzen und einige von ihnen gibt es schon seit mehr als 400 Millionen Jahren. Die Moospolster, die in unseren Wäldern häufig zu sehen sind, bestehen aus vielen kleinen Pflänzchen, die nicht nur dicht nebeneinander sondern auch ineinander wachsen. So sind Moose hervorragende Wasserspeicher. Sie bevorzugen daher vor allem feuchte Standorte. Auch getrocknetes Moos kann sehr viel Wasser aufnehmen, weshalb es im Mittelalter als Windel für Babys verwendet wurde.
Die Moose verfügen im Vergleich zu anderen Landpflanzen über einen einfachen Bauplan. Sie haben zwar häufig etwas, das wie eine Knospe, ein Stängel, Blättchen oder eine Wurzel aussieht. Doch streng genommen besitzen sie all dies nicht. Die Rhizoide ermöglichen es den Moosen, sich am Boden zu halten. Anders als echte Wurzeln dienen diese aber nicht dazu, die Pflanze mit Wasser und Nährstoffen zu versorgen.

Für die biologische Vielfalt im Waldökosystem spielt auch Totholz eine entscheidende Rolle. Über 1000 Käferarten und 600 Großpilzarten sind an der Zersetzung und der vollständigen Mineralisierung eines Holzkörpers beteiligt. Das hängst natürlich vom jeweiligen Grad der Zersetzung ab. Es können mehrere Jahrzehnte vergehen, bis ein großer Baum vollständig zersetzt ist und in dieser Zeit bietet er zahlreichen Arten Nahrung und Lebensraum.
Der Wald liefert uns nicht nur den besonders nachhaltigen Rohstoff Holz, sondern trägt wie schon beschrieben auch dem Erhalt der biologischen Vielfalt entscheidend bei. Waldtypische Pflanzen sind so in Deutschlands Wäldern weit weniger gefährdet, als Pflanzenarten anderer Ökosysteme. Das gelingt aber nur, wenn auch der Mensch seinen Beitrag leistet und zum Schutz und Erhalt der Wälder beiträgt.
Im 18 Jahrhundert waren nur noch 28 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands von Wald bedeckt, bis der Mensch endlich die Augen öffnete. Er erkannte nicht nur den Nutzen des Waldes, sondern auch die Notwendigkeit des Erhaltens und begann mit der Aufforstung und Neupflanzung dessen, was er der Natur bis dahin genommen hatte. In den letzten Jahrhunderten wurde der Wald in Deutschland intensiv genutzt und bewirtschaftet und auch heute werden 95 Prozent des nachwachsenden Rohstoffes Holz genutzt.

So steuern Waldbesitzer und Förster die Baumzusammensetzung und damit die Struktur des Waldes. Dies geschieht erst seit 3 Jahrzehnten Naturnah. Wird für nachhaltige Waldbewirtschaftung gesorgt, bringt das nicht nur den Erhalt und Nutzen auch für unsere Kinder und Enkelkinder, sondern fördert ebenso die natürlichen Prozesse im Wald, was nur unter Berücksichtigung der Natur- und Umweltschutzbelange geschehen kann.
Seit einiger Zeit wird daher auf Nadelbaumreinbestände verzichtet, da diese Reinbestände anfälliger für Schädlingsbefall sind und sich deutlich weniger biologische Vielfalt in ihnen finden lässt. Vorhandene Bestände werden nach und nach in Laubmischwälder umgewandelt, womit ein ausgeglicheneres Gleichgewicht der Artenvielfalt und des okölogischen Systems erreicht werden soll.
Dennoch ist die Fichte eine der wichtigsten Baumarten in deutschen Wäldern und besteht hierzulande auf 3,5 Millionen Hektar Land. Sie ist also neben der Kiefer und Buche die am häufigsten vorkommende Baumart. Sie ist jedoch nicht besonders Klimaresistent und kann nicht sehr gut mit Trockenheit umgehen, ganz anders als die Eiche beispielsweise. So sind in Süddeutschland ganze Bestände vertrocknet oder durch Schädlingsbefall abgestorben. Durch den Klimawandel und die damit verbundene Trockenheit der Sommer, gelangte zu wenig Wasser in den Boden. Dieser trocknete aus und nahm den Bäumen jede Möglichkeit zu überleben. Auch hier wird nun nach Rodung des Totholzes zu Laubmischwald wieder aufgeforstet.

Man nennt die Fichte den Brotbaum des Waldbesitzers, denn für die Forstwirtschaft war sie Jahrzehntelang die bedeutendste Baumart mit ihren Zweck als Holzlieferant. Fichten können natürlich bis zu 600 Jahre alt werden, wurden und werden aber im Wirtschaftswald mit 100- 120 gefällt und genutzt.
Nutzbar ist der Wald aber nicht nur für den Menschen, sondern auch für unzählige Pflanzen und Tiere bietet er Nahrung, Schutz und Lebensraum. So gehören lichte Wälder beispielsweise zu den artenreichsten Schmetterlingslebensräumen. Viele glauben, man fände sie nur in Gärten und auf brachliegenden Blumenwiesen. Doch weit gefehlt, denn auch in unseren Wälder fühlen sie sich zu Hause. Die verschiedensten Insektenarten finden in unseren Wäldern ein zu Hause und bilden den größten Teil der heimischen Tierarten, dienen aber auch als Nahrung für wieder andere Tierarten.
Die Lebensräume in unseren Wäldern werden in 5 verschiedene Schichten unterteilt. (Stratifikation) Abhängig von einfallendem Sonnenlicht sind sie verschieden stark ausgeprägt. Der Stockwerksaufbau des Waldes entspricht den Lichtbedürfnissen. Das Sonnenlicht strahlt von oben auf den Wald, so dass Bäume der oberen Baumschicht 100% des Sonnenlichts abbekommen. Die tiefer gelegenen Schichten wie Strauch-, Kraut- oder Moosschicht erhalten weit weniger Licht, im Extremfall gerade 10% des eingestrahlten Sonnenlichts. Man unterteilt die verschiedenen Waldschichten in Baumschicht, Strauchschicht, Krautschicht, Moosschicht und Wurzelschicht.

Mit den Klimaveränderungen, ändern sich auch die Wachstumsbedingungen in unseren Wäldern. Das bietet Risiken und Chancen. Die Chancen sind im höheren Ertragspotential zu sehen, durch längere Vegetationsperioden und höhere Temperaturen. Der erhöhte CO2 Gehalt der Luft und die zuvor genannten Faktoren lassen die Bäume schneller und besser wachsen. Die Risiken bergen sich in der Wasserknappheit, die den Schädlingsbefall der Bäume begünstigt, dem sie dann wenig bis garnichts entgegen zu setzen haben, denn wenn Bäume etwas unbedingt zum leben brauchen, dann ist es Licht und Wasser. Gefahren sind mit der Trockenheit auch in entstehenden Waldbränden zu sehen, die ggf. ganze Bestände vernichten können.
Baumarten und Regionen sind davon ganz unterschiedlich betroffen. Das hängt unter anderem auch von den verschiedenen Standortbedürfnissen der unterschiedlichen Baumarten ab. Fichten sind wie schon beschrieben sehr anfällig für Klimaveränderungen, Eichen hingegen sind robuster, wenn es um das Thema Wasserknappheit geht. Mischwälder sind somit insgesamt weniger empfindlich als reine Nadelwälder und standortgerechte Pflanzungen erhöhen die Widerstandsfähigkeit der Wälder.
Durch Rodungen und landwirtschaftliche Nutzung der Flächen, finden sich weitaus weniger Lebewesen im Boden, als es in unseren Wäldern der Fall ist. Wald- und Naturschutzgesetze sollen helfen das vielfältige Ökosystem der Wälder zu schützen und so werden Schutzgebiete ausgewiesen. Hier wird forstwirtschaftliche Nutzung eingeschränkt oder zum Schutz der Arten völlig darauf verzichtet. Es stehen bereits 120000 Hektar Wald in Deutschland unter Totalschutz. Dazu gehören Naturwaldreservate, Kernzonen von Nationalparks und Biosphärenreservate. Zu finden sind diese beispielsweise im Nationalpark Bayrischer Wald, im Harz oder auch im Kellerwald Edersee.

Während in Deutschland die Waldfläche wächst, verschwinden weltweit jährlich etwa 13 Millionen Hektar Wald. Das ist mehr, als die Gesamtfläche Deutschlands beträgt und damit dürfte klar sein, dass der Anteil Deutschlands mit seinen Wäldern im Gegensatz zum Ganzen verschwindend gering ist. An einem einzigen Tag werden 36000 Hektar Wald vernichtet, was zum Vergleich ein Drittel der Gesamtfläche Deutschlands ausmacht. Aus diesen Gründen ist es notwenig nicht nur in Deutschland etwas für die Wälder zu tun, sondern den Schutz dieses einmaligen ökologischen Systems weltweit in Angriff zu nehmen und daran zu arbeiten, sodass auch die Kinder, Enkelkinder und deren Kinder noch mit den Wäldern leben dürfen.
Der Mensch vergisst nur allzu oft, dass der Wald sehr gut auf den Menschen verzichten kann, aber der Mensch nicht auf seine Wälder. Wir dürfen nicht nur von ihm leben, sondern müssen neu lernen mit ihm zu leben, um auch eine Nachhaltigkeit für alle folgenden Generationen sicherstellen zu können.
Der deutsche Wald jedenfalls ist ein vielfältiges, buntes und überaus lebendiges Ökosystem, dass es zu schützen gilt. Im Frühling strahlt alles in hellem Grün, im Sommer bieten die Bäume schattige Erfrischung und Erholung. Im Herbst hüllt sich alles in ein buntes Meer aus Farben und auch die Winterwelt unserer Wälder birgt ihren ganz eigenen, fast schon magischen Zauber. Unsere Wälder verzaubern uns und laden zum träumen ein. Wer genauer hinsieht, erkennt die kleinen Wunder der Natur.
Quelle: Der Wald- Das Grüne Wunder unserer Heimat (2012) Dokumentation

Nur eine Stunde im grünen Wald
Nur eine Stunde von Menschen fern,
Nur eine einzige Stunde!
Statt der tönenden Worte des Waldes Schweigen,
Statt des wirbelnden Tanzes der Elfen Reigen,
Statt der leuchtenden Kerzen den Abendstern,
Nur eine Stunde von Menschen fern!
Nur eine Stunde im grünen Wald,
Nur eine einzige Stunde!
Auf dem schwellenden Rasen umhaucht von Düften,
Gekühlt von den reinen balsamischen Lüften,
Wo von ferne leise das Echo schallt,
Nur eine Stunde im grünen Wald!
Nur eine Stunde im grünen Wald,
Nur eine einzige Stunde!
Wo die Halme und Blumen sich flüsternd neigen,
Wo die Vögel sich wiegen auf schwankenden Zweigen,
Wo die Quelle rauscht aus dem Felsenspalt,
Nur eine Stunde im grünen Wald!
Auguste Kurs
(1815-1892 Den ersten Gedichtband „Epheublätter“ ließ sie 1845 noch anonym erscheinen; ihren Namen setzte sie erst vor die dritte Auflage von 1854. Der Erfolg dieses Buches beflügelte sie zu weiteren Publikationen ihrer Gedichte in Zeitschriften und Sammelwerken, Auguste Kurs verfasste auch Reiseberichte und einen Novellenzyklus; außerdem war sie Mitarbeiterin der Modezeitung „Victoria“, der Zeitschrift „Daheim“ und verschiedener Kalender (vor allem des „Berliner Taschenkalenders“); außerdem hat sie alle seit 1866 in Königlichen Theatern zu den Geburtstagen der Königin und späteren Kaiserin Augusta gesprochenen Prologe gedichtet.)