
deren Flug die Welt umspannt.
Zwischen Ankunft, Sein und Gehen,
gelingt uns kaum, sie zu verstehen,
was sie treibt, ist unbekannt.
Welches Wesen schlägt da Flügel
meterweit in weißer Pracht?
Das sich hebt auf festen Schwingen,
Menschen würde nie gelingen,
was dem Schwane zugedacht.
Welche Freude sie uns machen,
wenn kein Zwang ihr Leben lenkt,
wenn wir sie nicht an uns binden
und sie ihre Freiheit finden,
haben wir uns selbst beschenkt.
Und wie beim Schwan erscheint mir manchmal,
daß auch der Mensch ein Rätsel bleibt.
Weil niemand seine Freiheit kennt,
sein Binden nicht und was ihn trennt
und unbekannt ist, was ihn treibt.
So ist der Flug des Schwanes
gleich des Menschen Lebensweg.
Mal tief bewußt, mal unbedacht,
auf Straßen voller Glitzerpracht
und mal auf dunklem Steg.
Dem Schwane wünsch ich guten Flug
und stets ein reiches Feld.
Und dir wünsch ich nicht Gold noch Macht,
nur Mut und stete Engelswacht
und alles Beste dieser Welt.
Stephan Sarek
(*1957), deutscher Schriftsteller

Eine runzelige Alte,
schleicht die Abenddämmerung,
gebückten Ganges
durchs Gefild
und sammelt und sammelt
das letzte Licht
in ihre Schürze.
Vom Wiesenrain,
von den Hüttendächern,
von den Stämmen des Walds,
nimmt sie es fort.
Und dann
humpelt sie mühsam
den Berg hinauf
und sammelt und sammelt
die letzte Sonne
in ihre Schürze.
Droben umschlingt ihr
mit Halsen und Küssen
ihr Töchterchen Nacht
den Nacken
und greift begierig
ins ängstlich verschlossene
Schurztuch.
Als es sein Händchen
wieder herauszieht,
ist es schneeweiß,
als wär es mit Mehl
rings überpudert.
Und die Kleine,
längst gewitzt,
tupft mit dem
niedlichen Zeigefinger
den ganzen Himmel voll
und jauchzt laut auf
in kindlicher Freude.
Ganz unten aber
macht sie einen großen,
runden Tupfen –
das ist der Mond.
Mütterchen Dämmerung
sieht ihr mit mildem
Lächeln zu.
Und dann geht es
langsam
zu Bette.
Christian Morgenstern

Vertraute Wege läuft man gern,
besonders wenn sie ruhig und eben,
auf einmal ist der Alltag fern
man fühlt sich wie im Garten Eden.
Die Füße laufen von alleine,
und unser Geist er kann erholen,
egal ob große Runde oder kleine,
danach fühlt man sich neu geboren.
seelenkarussell

Schmetterlinge sind so zart,
und wirken sehr zerbrechlich,
es gibt keinen der sie nicht mag,
denn ihre Flügel sind gar prächtig.
Sie zeigen Lebensfreude pur,
bei jedem Flügelschlag
sie sind ein Wunder der Natur,
jeder für sich auf seine Art.
Drum lernt von ihrer Leichtigkeit,
und geht beschwingt durchs Leben,
seht eure eigne Wertigkeit,
so wie ein Schmetterling halt eben.
seelenkarussel

Lass doch nicht gleich die Flügel hängen,
nur weil es grade mal nicht läuft,
folg einfach deinen Herzensklängen,
tu einfach das, was dich erfreut.
Das Leben ist zu kurz zum schmollen,
und bietet viele Möglichkeiten,
deshalb, nicht mit den Augen rollen,
entdecke deine Fähigkeiten.
Sei kreativ, denk um die Ecke.
schau was so alles in dir steckt,
es dient doch nur dem einen Zwecke:
dass du dich hin zur Sonne reckst.
seelenkarussel

Ich schenke dir ein Wolkenherz,
es ist zwar flüchtig wie der Wind,
doch schaust du dadurch himmelwärts,
spürst, wie die Ruhe in dich dringt.
Bleib nur stehen und verweile,
genieße diesen Augenblick,
manchmal da braucht es keine Eile,
für eine Brise Himmelsglück.
Und wenn es sich dann aufgelöst,
und deinem Blick entschwindet,
hat es dir etwas eingeflößt,
das sich mit dir verbindet.
Es trägt dich sanft durch deinen Tag,
gibt dir dein Lächeln gern zurück,
macht dich für alles Liebe stark,
und nur durch diesen Augenblick.
seelenkarussel
Vielen Dank liebe Gabi, für Deine wunderschönen Gedichte und die Gelegenheiten, immer wieder einen Moment inne zu halten…
Theodor Körner
Die goldene Birke
Birke, wie warst du schön,
Als du im grünen Kleid,
Zierliche Jungfrau, standst
Und dir der Frühlingswind
Leise durchs zage Gezweig
Strich, wie des Bräutigams Hand
Zärtlich der Braut durch die schimmernden Locken streicht.
Birke, wie bist du schön,
Die du im goldnen Kleid,
Schöne Matrone, stehst.
Ruhig in klarer Luft
Hängt nun das fahle Gezweig,
Wie die Arme der Frau
Lässig herab im ermüdeten Schoße ruhn.
Otto Julius Bierbaum
Die Birke
Es wächst wohl auf der Heide
Und in des Waldes Raum
Ein Baum zu Nutz und Freude,
Genannt der Birkenbaum.
Die Schuh, daraus geschnitzet,
Sind freundlich von Gestalt.
Wohl dem, der sie besitzet,
Ihm wird der Fuß nicht kalt.
Es ist die weiße Rinde
Zu Tabaksdosen gut,
Als teures Angebinde
Für den, der schnupfen tut.
Man zapfet aus der Birke
Sehr angenehmen Wein,
Man reibt sich, daß es wirke,
Die Glatze damit ein.
Dem Birkenreiserbesen
Gebühret Preis und Ehr;
Das stärkste Kehrichtwesen,
Das treibt er vor sich her.
Von Birken eine Rute,
Gebraucht am rechten Ort,
Befördert oft das Gute
Mehr als das beste Wort.
Und kommt das Fest der Pfingsten,
Dann schmückt mir fein das Haus,
Ihr, meine liebsten Jüngsten,
Mit Birkenzweigen aus.
Wilhelm Busch
Regen in der Dämmerung
Der wandernde Wind auf den Wegen
War angefüllt mit süßem Laut,
Der dämmernde rieselnde Regen
War mit Verlangen feucht betaut.
Das rinnende rauschende Wasser
Berauschte verwirrend die Stimmen
Der Träume, die blasser und blasser
Im schwebenden Nebel verschwimmen.
Der Wind in den wehenden Weiden,
Am Wasser der wandernde Wind,
Berauschte die sehnenden Leiden,
Die in der Dämmerung sind.
Der Weg im dämmernden Wehen,
Er führte zu keinem Ziel,
Doch war er gut zu gehen
Im Regend, der rieselnd fiel.