Botanischer Name: Sambucus nigra
Familie: Moschuskrautgewächse (Adoxaceae)
Weitere Namen:
Echter Holunder, Schwarzer Holunder, Hollunder, Deutscher Flieder, Holder, Hölder, Huskolder, Holderbusch, Schwarzholder, Aalhorn, Betschel, Eiderbaum, Elder, Eller, Ellhorn, Keilken, Kelkenbusch, Kischke

Aus den zur Sommersonnenwende gesammelten Blüten brauten die Großmütter einen das Immunsystem stärkenden, schweiß- und harntreibenden Tee, der bei Grippe, Erkältung, Rheuma, Masern und Scharlach getrunken wurde. Die moderne Phytotherapie hat diese Heilwirkung bestätigt und setzt die Infusion zudem erfolgreich bei Heuschnupfen und Stirnhöhlenentzündung ein.
Aus den purpurschwarzen Beeren kochten die Hausfrauen ein darmreinigendes Mus. Eine heiße, gesüßte Holunderbeerensuppe war eine Kultspeise, die die Menschen auf die kalte Jahreszeit vorbereiten sollte. Holunder Mus und Holunderlatwerge waren in der vitaminarmen Winterzeit eine willkommene Beigabe und Bereicherung zum täglichen Brot. Neueste Forschungen belegen inzwischen eine Immunsystem stimulierende und nervenstärkende Wirkung der Beeren. Sie kommen sogar als Begleittherapie bei der Krebsbehandlung in Betracht, da der blaue Farbstoff die Zellatmung allgemein günstig beeinflusst.

Anwendung in der Heilkunde:
Verwendete Pflanzenteile: Blätter, Rinde, Blüten und Früchte
Inhaltsstoffe: ätherische Öle, Bitter- und Gerbstoffe, Carotinoide, Flavonoide, Glykoside, Kalium, Vitamine A, B und Vitamin C,
Eigenschaften: antibakteriell, entgiftend, blutreinigend, fiebersenkend, schweißtreibend sowie schleimlösend, entzündungshemmend, schwächt Reizungen ab, harntreibend, insektizid (Blätter), antiseptisch, heilungsfördernd, abführend, hustenstillend
Anwendung bei: Grippe, Katarrh, Erkältungen, Fieber, Verstopfung, Nebenhöhlenentzündung, Arthritis, Augenentzündungen, Mundgeschwüre, Hautentzündungen, leichte Verbrennungen, Hautreizungen, Frostbeulen, Appetitlosigkeit, Blutreinigung, Rheuma, Neuralgien, Verstopfung, Husten
Sammelzeit:
Holunderblüten und auch die Beeren sollten bei abnehmendem Mond geerntet werden. Die Blüten werden gleich zu Beginn ihrer Öffnung gesammelt und in Lagen ausgelegt oder hängend getrocknet. Die Holunderbeeren werden frisch verwendet oder getrocknet, als Vogelfutter für den Winter. Die Blüten des Holunders sind voll mit wertvollem Blütenstaub, der leider bei Regen herausgespült wird. Daher sollte nur bei trockenem und warmem Wetter geerntet werden. Am besten eignet sich der Vormittag, wenn der letzte Tau von der Nacht getrocknet ist.
In der Volksmedizin wird Holunder stets bei Fieber, Erkältungskrankheiten und Harnwegsentzündungen eingesetzt. In Blättern, Rinde und den unreifen Beeren des Hollers ist der Giftstoff Sambunigrin, ein Glykosid, enthalten. Deshalb sollten die Blätter und schwarzen Holunderbeeren nicht roh verzehrt werden. Ein Holunderstrauch im Garten ist so wertvoll wie eine ganze Apotheke.
Der Holunder gehört seit eh und je zu den populärsten Volksheilmitteln und spielt in der Heilkunde und auch im Glauben der Menschen eine wichtige Rolle. Wie sehr man diesen Baum schätzte, geht aus einem alten Spruch des Volksmund hervor: „Vor dem Holunder sollst du dich verneigen und den Hut ziehen.“ Die Macht des Holunders sah man als eine Macht über Leben und Tod. Nicht umsonst heißt ein altes Sprichwort: „Rinde, Beere, Blatt und Blüte, jeder Teil ist Kraft und Güte.“

Geschichte, Magie & Mythologie:
Neben der heilenden Wirkung für den Menschen, hoffte man mit dem Holunder auch Kuh und Kalb vor dem „Verhexen“ bewahren zu können, wenn man die Nachgeburt unter dem Holunder begrub. Glaubte man ein Kind sei „verschrieen“, also verhext, konnte es durch das Vergraben seines Hemdchens vom Zauberbann erlöst werden. Und um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, schüttete man ebenfalls das Badewasser kleiner Kinder dort aus.
Dem Holunder wurden auch andere Gaben als „Opfergaben dargebracht, um sich seine schützenden Kräfte zu sichern. So gossen die Menschen Milch und Bier auf seine Wurzeln oder legten einen Laib Brot, Käse oder andere Lebensmittel darunter. Viele mythische Sagen und Legenden oder alter Glaube ranken sich rund um den Holunder.
Eine Wiege mit Holunder zu schmücken, galt beispielsweise als besonders gefährlich. In diesem Fall würden die Feen das darin liegende Baby mitnehmen, so sagte man. Als Beweis dafür, dass der hauseigene Holunderbusch „seine“ Menschen liebt, galt das Gerücht, dass der Strauch eingehen würde, sobald Haus und Hof (z.B. durch Auszug der Bewohner) verlassen wären.
Es galt als grobes Vergehen, wenn nicht gar als Sünde, den Holunderbaum achtlos zu stutzen oder sein Holz zu verbrennen. Als Strafe, so nahm man an, würden die dort gebundenen bösen Zauber auf den Frevler übergehen. Unglück, vermutlich sogar der Tod, würden sein gerechter Lohn sein. Es war außerdem zu befürchten, dass der Teufel durch den Schornstein gefahren käme, wenn man das Holz im heimischen Herd verbrannte.
Noch bis ins 18. Jahrhundert war der Glauben verbreitet, dass Unheil demjenigen droht, der einen Holunderbaum fällt. Deshalb entschuldigte man sich in Bayern, Schwaben und im Elsass bei ihm für das bevorstehende Fällen oder Beschneiden. Man bat den Baum um Erlaubnis, um ihn nicht zu verärgern und damit die Wirkung seiner Heilkraft einzubüßen.
Wer allerdings schon mit Gevatter Tod in Berührung gekommen war, wie etwa Witwen und Waisen, der konnte ungestraft das Holz des Holunders sammeln und verfeuern. War es für den Normalsterblichen jedoch unumgänglich, Hand an den geheiligten Baum zu legen, so musste entsprechend Vorsorge getroffen werden. Mit Bittsprüchen und kleinen Opfergaben versuchte man, die Pflanze gnädig zu stimmen.
Auch bei den Kelten war der Holunderbaum mit dem Glauben an Gut und Böse behaftet: Sowohl die schwarze Erdgöttin Morrigan und zugleich auch Lichtgöttin Brigid (die Göttin des Frühlings und des Neuerwachenden Lebens) wurden mit ihm in Verbindung gebracht. In Schweden erzählt man den Kindern, dass man in der Nacht der Sommersonnenwende die Göttin von einem Holunderbusch aus sehen könne. In Dänemark gibt es die Sage, dass die Hyldemoer, die Hollermutter, im Holunder wohne und jeder Strauch das Tor zum unterirdischen Reich sei.
In den ländlichen Gebieten des nördlichen Europas, vor allem in Dänemark, wird der Holunder noch immer als Geburtsbaum verehrt. Mutter Ellhorn hilft den Schwangeren und den gebärenden Frauen. Die Schwangere, die die Zweige des Holunders berührt, versichert sich der Nähe und Güte der Holle und der Ahnen. Dieser Glaube muss im keltisch- germanischen Heidentum überall verbreitet gewesen sein.
Und natürlich auch in Sachen Liebe maß man dem Holunder weitreichende Fähigkeiten zu. So wurden aphrodisierende Liebesgetränke aus den Blüten und Beeren zubereitet und wenn der Baum am Johannistag blühte, sollte auch die Liebe erblühen, so hieß es. Dem jungen Brautpaar streute man zur Hochzeit Holunderblätter zur Zeremonie und auch um das Ehebett. Man glaubte auch, wenn eine Frau einen Holunderbusch küsst, so erfülle sich sehr schnell ihr Kinderwunsch, da war man sich sicher.
Wegen dieser unzähligen Assoziationen bevorzugten die Hexen für ihre Zauberstäbe Holunderholz, erzählte man sich im Volksmund. Es gab jedoch auch die Vorstellung, dass der starke Eigengeruch des Holzes Hexen abschrecken würde. Daher besagen etliche Überlieferungen, dass man sich mit einem Holunderbüschel, am letzten Apriltag geschnitten und über die Eingangstür gehängt, vor Hexen und bösen Geistern schützen kann. Das gleiche gilt für Amulette, die aus Holunderholz gefertigt sind.

Verwendung in der Küche:
Eine bekannte Zubereitungsform für die Blüten sind ausgebackene Holunderblüten, die im deutschen Sprachraum als Hollerküchel, Holunderpfannekuchen, Holunderküchle oder Hollerschöberl bezeichnet werden. Dabei werden die Schirmrispen in einen dünnflüssigen Teig aus Mehl, Eiern und weiteren Zutaten, beispielsweise in Wein- oder Bierteig, getaucht und anschließend in der Pfanne gebacken oder frittiert.
Darüber hinaus werden die Blüten als geschmacksgebende Komponente für Getränke verwendet. Besonders weit verbreitet sind Holunderlimonade bzw. -sirup und Holundersekt. Die Blüten werden in eine Zuckerlösung gelegt und nach einigen Tagen abfiltriert. In dieser Zeit hat die Zuckerlösung das Holunderblütenaroma aufgenommen.
Sehr beliebt sind die Blüten auch als Zutat für aromatische Säfte und Sirup. Sie eignen sich wegen ihres feinen und zart blumigen Geschmacks auch hervorragend für die Zubereitung von Süßspeisen. Besonders zu einem Eis verarbeitet sind Holunderblüten die Basis für schmackhafte Desserts. Die Früchte enthalten in rohem Zustand das für Menschen gefährliche Pflanzengift Sambunigrin, weshalb vom Rohverzehr abzusehen ist. Werden diese jedoch gekocht, verlieren sie dadurch ihre toxische Wirkung und können so zu leckeren Gelees, Marmeladen, Likören uvm. Verarbeitet werden. Reich an Vitaminen und Mineralstoffen, sind Säfte aus Holunderfrüchten äußerst wertvoll für die Immunstärkung und schützen im Winter vor Grippe und Erkältungen.
Rezepte:
Frittierte Holunderblüten
Gewaschene und gut abgetrocknete Blütendolden in Pfannkuchenteig – 125 g Mehl, eine Prise Salz, ein Ei und 1/4 Liter Wasser oder Milch – eintauchen und anschließend in heißem Fett knusprig ausbacken.
Holunder-Elixier
Fünf bis zehn getrocknete Holunderblütenschirme mit ca. 400 g frischen Holunderbeeren in eine Flasche geben und mit einem Liter Ansatzschnaps aufgießen. Als Gewürze werden noch eine Zimtstange, fünf Sternanis und fünf Kardamomkapseln hinzugegeben. Wer es lieber süß mag, darf den weißen Kandiszucker (Menge nach Belieben) nicht vergessen. Nach einer „Reifezeit“ von ca. vier Wochen ist der Zaubertrank fertig.
Holundersirup:
1,5 l Wasser
1,5 kg Zucker
40 g Zitronensäure
15 Stück Holunderblüten
Das Wasser mit dem Zucker aufkochen, dann vom Herd nehmen, die Zitronensäure und die Holunderblüten hinzugeben. Den Sirup mindestens 24 Stunden stehen lassen, nochmals erhitzen, abseihen, in Flaschen abfüllen und gut verschließen. Im Kühlschrank oder Keller aufbewahren.
Weitere tolle Rezepte und Verwendungsmöglichkeiten unserer kostbaren Wildpflanzen findest Du hier:
www.naturundgartentraeume.com
Kommentar verfassen