Gundermann
Botanischer Name: Glechoma hederacea
Familie: Lippenblütler Lamiaceae
Weitere Namen: Donnerrebe, Gundelrieme, Erdkränzl, Buldermann, Gundam, Hederich, Grundrebli, Huder, Silberkraut, Blauhuder, Soldatenpetersilie, Zickelkräutchen, Erdefeu
Der Gundermann ist im Großteil Europas verbreitet und kommt bevorzugt auf feuchten, schweren, fruchtbaren sowie kalkhaltigen Böden vor. Aufgrund seiner recht anspruchslosen Lebensweise kann er eine Vielzahl von Lebensräumen besiedeln.
Schon bei den Germanen war der Gundermann eine sehr geschätzte Pflanze, besonders als Zauber- und Heilpflanze. Der Gundermann, welcher auch Gundelrebe genannt wird, wurde häufig bei Erkrankungen der Schleimhäute eingesetzt, aber auch, dank seiner Gerb- und Bitterstoffe, bis 1516 zum Brauen von Bier.
Der Name stammt aus dem Althochdeutschen; gund steht für Eiter und die schlecht fließenden Körpersäfte. Neben seiner Heilwirkung kann man ihn in Salate mischen oder als Gewürz beim Kochen verwenden. Es heißt unter seinen schützenden, heiligen Blättern hielten sich die guten Geister und Heinzelmännchen auf.

Anwendung in der Heilkunde
Verwendete Pflanzenteile: Blätter, Blüten, Triebe
Inhaltsstoffe: Vitamin C, ätherische Öle, Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, Saponine, Cholin, Kalium
Anwendung bei: Schwäche, Zahnfleischentzündungen, Lungenentzündungen, Blasenprobleme, Bronchitis, Zahnfleischentzündungen, Ekzeme, Gallensteinkoliken, Zahnfleischentzündungen, Husten, Nierenproblemen, Zahnschmerzen, Ohrrauschen, eiternde und schlecht heilende Wunden, zur Geburtserleichterung, Heuschnupfen, Asthma, Magen-Darm-Beschwerden, Menstruationsbeschwerden, Durchfall, Rheuma, Gicht
Eigenschaften: zusammenziehend, auswurffördernd, schleimlösend, entzündungshemmend, trocknend, krampflösend, wundheilend, appetitanregend, verdauungsfördernd, stoffwechselanregend, schwermetallausleitend (Blei)
Sammelzeit:
April – Juni die Blüten
Blätter – ganzjährig
Die Blüten können dünn geschichtet im Schatten getrocknet werden, ebenso die Blätter. Das die Blüten ihre schöne Farbe behalten, werden sie möglichst dunkel getrocknet oder aber in einem Dörrgerät. Auch die jungen Triebe der Pflanze können von April bis Juni geerntet werden. Zur Trocknung werden diese in einem Bündel zusammengeschnürt und aufgehangen.
Schon die alten Germanen verwendeten den Gundermann als Arzneipflanze. Auch bei Hildegard von Bingen und Kneipp findet er Erwähnung als Heilkraut in deren berühmten Werken. Dort wurde er bei allerlei Leiden und Beschwerden im Hals- Nasen- Ohrenbereich eingesetzt.
Durch seine schleimlösenden Inhaltsstoffe kann Gundermann als Gurgellösung bei Problemen im Mund- Rachenraum verwendet werden, er wirkt aber auch bei Schnupfen oder Blasen- und Nierenproblemen. Früher fand er häufig Verwendung bei Beulen, Eitrigen Wunden, Entzündungen und Abszessen, was im Laufe der Zeit zunehmend in Vergessenheit geriet.
Gundermann Saft
Das frische Kraut des Gundermann kann entweder in einem Entsafter verwendet werden oder man zerstampft es zu einem Brei und drückt es durch ein sauberes Tuch aus. Von dem so gewonnenen Pflanzensaft nimmt man nun einen Esslöffel 2-3 Mal täglich ein, um beispielsweise das Immunsystem zu stärken. Für bessere Verträglichkeit kann der Saft auch mit etwas Wasser gemischt werden.
Gundermann Wundöl
Das Heilöl ist sehr einfach herzustellen. Man nimmt einige Gundermannblätter und presst sie fest zusammen und füllt diese in ein weithalsiges Gefäß. Am besten legt man noch einen sauberen Stein darauf und stellt das Ganze in die pralle Sonne. Nach ein paar Tagen sammelt sich unten im Glas ein Öl, welches dann abgefiltert wird. Es sollte kühl und dunkel gelagert werden. Mit diesem Gundermannöl wird die Heilung schlecht heilender Wunde, auch eitriger, natürlich verbessert.
Gundermann-Tinktur
Um eine Tinktur herzustellen, befüllt man ein drittel eines weithalsigen Glases mit zerkleinerten Blättern und/oder Blüten. Es können frische, aber auch getrocknete Pflanzenteile verwendet werden. Dieses wird dann bis zum Rand mit einem mindesten 40% haltigem Alkohol befüllt und fest verschlossen. Das Ganze lässt man jetzt 2-4 Wochen an einem zimmerwarmen Ort ziehen, während es täglich wenigsten einmal geschüttelt wird. Danach die fertige Tinktur abseihen, in dunkle Fläschchen füllen und kühl und dunkel lagern.
Täglich 15-20 Tropfen der Tinktur eingenommen, beruhigt den Magen, regt den Appetit an und fördert die Verdauung.

Geschichte, Magie & Mythologie
Der Gundermann ist eine besonders beliebte Bienenweide, weshalb wir immer nur wenig sammeln. Dort wo viel wächst, nehmen wir ein bisschen und dort wo wenig wächst, Garnichts. Einen guten Sammler erkennt man daran, dass nicht zu sehen ist, dass gesammelt wurde. Genutzt wird der Gundermann als Insektenpflanze vom Aurorafalter, sowie dem Zitronenfalter, dem Grünaderweißling oder dem Rapsweißling.
Das der beliebte Bodendecker als magisches Kraut galt, zeigen seine volkstümlichen Namen, wie Engelkraut, Widerruf, Donnerrebe oder Gewitterblume. Wie viele andere Wildkräuter auch, galt der Gundermann als Schutzmagie. So wurde von den Bauern den Kühen Gundermann ins Futter gemischt, sodass sie viel Milch gaben und auch das Milchgeschirr wurde mit dieser Pflanze ausgewischt.
Allerlei Zauber betrafen Milch und Vieh. Gundermann galt wohl als besonders wirksam für diese Milchzauber. Das Kraut, verstärkt mit einem Zauberspruch, versprach, den Milchertrag zu fördern. Bei den kirchlichen Milchsegen übernahm der Heilige Geist oder die Jungfrau Maria die magische Unterstützung. Dazu musste in einem vorgeschriebenen Ritual Gundermann geerntet werden. Die abschließende Handlung, das Hochwerfen des Krautes in Richtung Osten, verstärkte man mit den Worten:
Ich wirff dich auf die Wolckhen
dass mir unser lieber Herr Jesus Christ
Widergeb mein Kees und mein Molckhen
Im Namen des…usw
Die erste Milch nach dem Austrieb des Viehs sollte durch einen Kranz aus Gundermann gemolken werden, damit die Milch nicht versiegt.
Bei anderen Bräuchen verschmolzen Heilanwendung und Magie. So gab man in das Nest der Brutgans etwas Gundermann, damit die Gössel gesund und stark schlüpfen. Den Bruthennen wurde er klein geschnitten unters Futter gemischt, damit die jungen Küken kräftig wurden.
In früheren Zeiten band man Kränze aus Gundermann, welche es möglich machen sollten, Hexen zu erkennen. Daher stammt der Name Kranzkraut. Donnerrebe oder Gewitterblume wurde er genannt, weil man die Pflanze verwand, um Haus und Hof vor Sturmschäden und Blitzschlag zu schützen. Im Laufe der Zeit wurden oft auch die praktischen Heilanwendungen mit magisch- religiösen Ritualen vermischt. Pflückte man Gundermann zu Pfingsten während der Predigt, sollte das Kraut gegen jede Krankheit wirken. Wurde es am Johannistag auf schmerzende Körperstellen gelegt, hieß es die Schmerzen würden dann beendet und der Kranke gesund.
Die vielfältigen gesundheitlichen Wirkungen des Gundermann, konnten nach altem Glauben nur im Bunde mit dienstbaren Geistern entfaltet werden. Der Bezug der Menschen damals zur Geisterwelt oder auch der Welt der Pflanzengeister, ist mit der Entwicklung der Wissenschaft jedoch weitgehend verloren gegangen. Die Vielfältigkeit jedoch, der im Volkstum bewahrten Bräuche zeigt jedoch, dass Gundermann einstmals eine wichtige Pflanze darstellt und als schutzmagisch galt. Man glaubte sogar er könne hellsichtig machen. Da im Mittelalter die Angst vor Hexen sehr verbreitet war, nutzte man diese Hellsichtigkeit und glaubte durch sie wäre es ebenfalls möglich die Hexen zu erkennen.
Am besten gelänge das, so sagte man, in der Walpurgisnacht, wenn man in dieser einen Kranz aus Gundermann auf dem Kopf trage. Ein anderer Zauber besagt, man solle Gundermann um eine gelbe Kerze binden. Wird diese Kerze an einem Dienstag abgebrannt, so soll man erkennen können, wer einem böses will.
Ungerade Zahlen unterstützten abergläubisches Zaubern. Wer etwa 7 Gundelrebenblätter in ein ungebleichtes Tuch gibt und um den Hals getragen mit sich führt, vertreibe den “Brand im Mund”. Mit 77 Blättern auf eine Wunde gelegt, ist die Heilung garantiert.

Verwendung in der Küche
Möchte man Gundermann für die Zubereitung von Speisen verwenden, können sowohl die jungen Blätter als auch die Blüten verwendet werden. Dank seines leicht scharfen bis bitteren, pikanten Geschmack, verleiht er vielen Gerichten eine interessante Note. Gundermann gilt als Würzpflanze und sollte deshalb nur in kleinen Mengen verwendet werden.
Verwendet werden kann er in Frühlingssalaten und Kräuterquark, aber auch in Kräuterbutter und selbst hergestelltem Kräutersalz ist er eine leckere Zutat. Er lässt sich sehr gut in Kombination mit anderen Wildkräutern verwenden, wie zum Beispiel Knoblauchsrauke, Sitzwegerich, Bärlauch oder Löwenzahn.
Auch passt Gundermann hervorragend in Pfannen- und Ofengerichte, wie Bratkartoffeln, Eierkuchen oder gegartem Gemüse. Die im Frühjahr gesammelten jungen Blätter und Triebe wurden früher als Gemüse gekocht und werden heute noch in verschiedenen Gründonnerstagsgerichten verwendet. Aber auch roh verzehrt oder zu Tee, Kräuterlikör, Würzöl, Kräuterwein oder Kräuteressig weiterverarbeitet, sind sie eine echte Delikatesse.
Giersch-Gundermann-Quark:
Zutaten:
500 g Quark
1 Handvoll Giersch, die Blätter
1 Handvoll Gundermann, Blätter und Blüten
1 kleine Zwiebel
1 Knoblauchzehe
Salz
Pfeffer
etwas selbstgemachtes Wildkräuteröl
etwas Wasser oder Milch
Zubereitung:
Die Kräuter waschen und klein hacken. Die Zwiebel und den Knoblauch schälen und in kleine Würfel schneiden. Alles unter den Quark mischen, mit Salz und Pfeffer würzen und dem Würzöl und Wasser (oder Milch) cremig rühren.
Schmeckt sehr gut zu Pellkartoffeln, auf frisch gebackenem Brot oder auch zu Ofengemüse.
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