Geschichte, Magie & Mythologie
Als Wildgemüse dürfte Giersch schon in der Steinzeit gegessen worden sein.
Der Name (Aegopodium) leitet sich aus den griechischen Wörtern für Ziege und Füßchen her, wegen der einem Ziegenfuß ähnelden Kronblätter.
Nach der mittelalterlichen Signaturenlehre ist Giersch deshalb für die Behandlung von Gicht in Füßen geeignet.
Der Giersch wurde im Frühling als Salat oder Spinat als Frühlingskur genutzt.
Der Giersch war als Bestandteil von Suppen bei einigen Königshäusern eine geschätzte Delikatesse.
Nicholas Culpeper berichtet 1649 in seinem Kräuterbuch „The Complete Herbal“: „Man sollte nicht annehmen, dass das Gichtkraut ohne zwingenden Grund seinen Namen bekam, sondern weil man erfahren hatte, dass es die Gicht und die Ischiasschmerzen, also Gelenkschmerzen und andere kalte Leiden zu heilen vermag.
Schon das Beisichtragen des Heilkrautes lindert die Schmerzen und schützt vor Befall.“ Gicht galt als eine fahrende Krankheit, die durch Schadenszauber angezaubert oder von Hexen „geschossen“ werden kann. Heilende Wirkung hatte auch ein Schutzamulett, ebenso die Gicht besprechen, aus Sargnägeln geschmiedete „Gichtringe“ tragen, die Gicht an Tieren oder an Wegkreuzungen abstreifen.
„Prassen bringt Gicht“ sagt Wilhelm Busch.
Weil die alten Römer nicht auf ihre ausschweifenden Fressorgien verzichten wollten, bauten sie das Gichtkraut an. Sie brauchten es nötig, als lindernde Blattauflage für ihre schmerzenden Glieder. Gicht wird als typische Wohlstandserkrankung bezeichnet.
Sankt Gerhardskraut heisst der Giersch im Volksmund. Dies ist der Name des Schutzheiligen der Gichtkranken.
Tabernaemontanus, Arzt im 16. Jahrhundert, lobt den Giersch: “Schweissbäder davon gemacht / des Pulvers Quintlein mit Wein getruncken / verhütet vor Zipperlein und Gliedsucht / vertreibet das kalt und lauffend Gegicht / in den Gliedern.“ Offensichtlich kannte er auch die andere Seite: „Es hat eine kleine Wurzel / die kreucht in dem Erdreich hin und her / nimmt in kurzer Zeit einen gantzen Garten ein / dann wo sie einmal inwurzelt / ist sie nicht leichtlich mehr auszurotten.“
Der Giersch, wohl eines der ältesten Wildgemüse, kann vielseitig verwendet werden. Im 16. Jahrhundert, noch bevor der Spinat bei uns heimisch wurde, war der Giersch, als gesundes Nahrungsmittel, vor allem beim einfachen Volk, sehr beliebt.
Im 17. Jahrh. war Geissfusssamen bekannt unter dem Namen „äthiopischer Kümmel“, getrunken und äußerlich appliziert, nahm er der Haut die Farbe und machte blass. Blässe galt damals als fein, als die Hautfarbe der besseren Leute.
Gierschlied
Melodie: Auf der schwäb`sche Eisebahne
Wenn du durch den Wald tust gehen
kannst du dort den Giersch gleich sehen.
Was da unterm Baum rausschaut
ist Gemüse – Gicht- und Suppenkraut.
Trula trula trula la
Nimmst du dir den Tee vom Geissfuß
Harnsäure weiss wo sie hinmuss.
Schmerzen dort am grossen Zeh
Blätter drauf `s tut nimmer weh.
Trula trula trula la
Baumtropfen ist auch sein Name
seine Blüten für die Dame.
Die Wurzeln treiben weg die Mängel,
Sauerkraut mach aus dem Stängel.
Trula trula trula la
Das Zipperlein wird er vertreiben
in jedem Garten tut er bleiben.
Der Geißfußsamen ist bekannt,
„Äthiopischer Kümmel“ wird er genannt.
Trula trula trula la
Kommentar verfassen