Anwendung in der Heilkunde
Verwendete Pflanzenteile: Blätter, Triebspitzen, Blüten
Inhaltsstoffe: Gundermann enthält Glykoside, darunter Glucopyranoside und Neohesperidoside, Tannine und Bitterstoffe. Die während der Blüte gesammelten und getrockneten oberirdischen Teile enthalten ätherisches Öl (bis zu 0,06 Prozent), darunter Monoterpen-Ketone und Sesquiterpene, Glechomafuran, Glechomanolid, Rosmarinsäure (circa 1,5 Prozent), Kaffeesäure, Ferulasäure, Sinapinsäure, Flavonoide wie Cymarosid, Cosmosysrin, Hyperosid, Isoquercitrin, Luteolin-7-diglucosid, Triterpencarbonsäuren und Hydroxyfettsäuren.
Anwendung bei: Blasenprobleme, Bronchitis, Ekzeme, Gallensteinkoliken, Halsschmerzen, Husten, Lungenentzündungen, Nierenprobleme, Schwäche, Zahnfleischentzündungen, Zahnschmerzen
Eigenschaften: auswurffördernd, entzündungshemmend, krampflösend, schleimlösend, trocknend, wundheilend, zusammenziehend
Sammelzeit: Wir sammeln die Triebe in der Zeit von Ende April bis Juni, wenn die Pflanze blüht, wenige Zentimeter über dem Boden. Die Triebe schnüren wir zu Bündeln zusammen und trocknen sie an einem schattigen Ort. Die getrockneten Pflanzenteile lassen sich gut in Papier- oder Stoffsäckchen lagern.
Durch seine schleimlösenden Inhaltsstoffe wird Gundermann als Gurgellösung bei Problemen im Rachenbereich eingesetzt, wirkt aber auch bei Schnupfen sowie Blasen- und Nierenproblemen harntreibend. Und nicht zuletzt verbirgt sich im Namen Gundermann ein Hinweis, wofür Gundermann in der Vergangenheit gebraucht wurde. Der Begriff Gund stammt aus dem Althochdeutschen und wird mit Beule oder Eiter gleichgesetzt – Gundermann ein Kraut gegen Entzündungen und Abzesse.
Für die alten Germanen war die Pflanze eine häufig genutzte Arzneipflanze. Auch Hildegard von Bingen und Kneipp erwähnten den Gundermann bereits in ihrem Werk als Heilkraut. Dort wurde er für Leiden und Beschwerden im Hals-, Nasen- und Ohrenbereich eingesetzt. Im späten Mittelalter hat der Gundermann jedoch kaum noch Bedeutung gehabt. In vielen alten Kräuterbüchern fanden sich nur sehr wenig Anwendungsbereiche. Eine gewisse Bedeutung hat die Gundelrebe bei der Behandlung von Augenerkrankungen gehabt.
Als Hausmittel wird der Gundermann meist zur Linderung von Erkältungsbeschwerden, bei leichteren Magen- und Darmbeschwerden sowie bei Verdauungsstörungen verwendet. Seltener wird das Kraut auch bei Appetitlosigkeit und Nierenbeschwerden genutzt.
Gundermann wurde in der Volksheilkunde und Medizin verwendet. Gemäß dem „New Kreüterbuch“ von Leonhart Fuchs (1543) wurde es gegen Hüftweh, Gelbsucht, Leberleiden, und als harn- und schweißtreibendes Mittel gegen Gifte eingesetzt. Hildegard von Bingen empfahl die Verwendung der Pflanze gegen Kopf- und Ohrenschmerzen. Heute wird er von Kräuterheilern gegen Abszesse, Tumore und Augenprobleme verwendet. In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird er auch zur Behandlung von Lungenentzündung und Nephritis eingesetzt.
Die üblichen Darreichungsformen für Gundermann sind Tees und Kräuterbädere. Gundermanntee wird als heißer Aufguss zubereitet, wobei man etwa einen Teelöffel getrocknetes oder frisches Kraut (Blätter und Stängel) nehmen kann. Insofern die Pflanze bei Erkältungen zur Anwendung kommt, kann ein Erkältungstee zusammen mit Schafgarbe und Lindenblüten zubereitet werden. Bei äußerlichen Beschwerden, wie z.B. Ekzeme oder Gicht kann man Gundermann als alleiniges Kraut oder als Zutat für ein Kräuterbad nutzen. Hier können pro Liter Wasser etwa eine Hand voll frisches Gundermannkraut verwendet werden.
Nebenwirkungen und Anwendungsbeschränkungen: Gundermann ist in der Regel gut verträglich. Gundermann sollte jedoch nur in normalüblichen Mengen eingenommen und nicht überdosiert werden. Zu hohe Dosen von Gundermann können unter Umständen Übelkeit auslösen. Verantwortlich ist hierfür der Bitterstoff Glechomin. Dieser Bitterstoff ist auch dafür verantwortlich, weshalb die Gundelrebe bei vielen Tieren nicht verfüttert werden darf. Gundermann ist insbesondere für Pferde giftig.
Tee gegen Husten und Mundfäule
Aus Gundermann lässt sich Tee zubereiten, indem Sie die getrockneten oder frischen Blätter einige Minuten in Wasser ziehen lassen. Dafür nehmen wir 1,5 Milligramm des getrockneten Krautes auf 100 Milliliter Wasser und trinken zwei bis drei kleine Tassen pro Tag. Es handelt sich um ein Hausmittel gegen Husten, Mundfäule und Zahnfleischentzündungen.
Gundermann gegen Gicht?
Unsere Vorfahren kochten die Blätter in Milch auf, und das ist sinnvoll, denn Milch schließt die wasserlöslichen Inhaltsstoffe ebenso gut auf wie die fettlöslichen. Der flüssige Extrakt der Blätter lässt sich auch in Auflagen und Kompressen gegen äußere Wunden und Hautentzündungen einsetzen, historisch auch gegen Gicht und Ischiasschmerzen.
Bad gegen Akne und Ekzeme
Mehrere Handvoll der Blätter in fünf Liter Wasser gekocht lassen sich in ein Vollbad geben. Das hilft besonders gegen Hautbeschwerden wie Akne, Ekzeme, Geschwüre oder Insektenstiche, aber auch gegen nicht erkrankte, aber unreine Haut. Zudem wirkt ein solches Vollbad gegen Entzündungen der Atemwege und den damit verbundenen Symptomen wie Husten und Schnupfen.
Tinktur
Innerlich regt der Gundermann den Stoffwechsel an und eignet sich als Küchengewürz oder in Form einer Tinktur zum Einsatz gegen chronische Bronchitis, chronischen Schnupfen oder bei Blasen- und Nierenerkrankungen.
1-2 TL frisches Gundermannkraut mit 250 ml heißem Wasser übergießen und 5 Minuten bedeckt ziehen lassen; abgießen und bei Bedarf 1-2 Tassen täglich trinken. Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit ist der Tee ein echter Geheimtipp bei chronischer Erkältung oder chronischen Problemen mit den Nasennebenhöhlen.
Für die Tinktur wird der frische Gundermann zerkleinert, in ein verschließbares Gefäß gegeben und soweit mit 40%igem Doppelkorn oder Weingeist aufgefüllt, bis alle Teile bedeckt sind; Ansatz 2 – 6 Wochen ziehen lassen und ab und an schütteln; dann abseihen und die fertige Tinktur in dunkle Fläschchen abfüllen.
Saft
Mit einer Kräuterpresse kann aus der Gundelrebe ein Kräutersaft gepresst werden. Bei Beschwerden dreimal täglich einen Esslöffel (Kinder einmal täglich einen Esslöffel) einnehmen.
Wer keine Kräuterpresse besitzt, kann das Kraut auch mit etwas Wasser im Smoothiemixer zerkleinern und gegebenenfalls noch durch ein Tuch seihen.
Wunderblättchenöl
Eine Besonderheit ist das sogenannte Wunderblättchenöl. Es wird zum Einreiben schlecht heilender Wunden verwendet.
Für das Wunderblättchenöl benötigt man zwei große Hände voll frisches Gundermannkraut, diese in ein Schraubglas geben und wie Sauerkraut zusammenstampfen. Sind die Blättchen eng zusammengepresst, das verschlossene Glas für einige Tage an einen warmen und sonnigen Ort stellen. Am Boden des Glases bildet sich eine Flüssigkeit, diese wird abgeseiht und in einer dunklen Flasche kühl verwahrt. Das Öl wird im Hochsommer, am besten um Sonnenwende, hergestellt.
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