-Birken- Geschichte, Magie…

Geschichte, Magie & Mythologie

Birken sind nicht nur schön anzusehende Zierpflanzen, sie liefern eine Vielfalt an Verwendungsmöglichkeiten.  Seit mehr als 50.000 Jahren entwickelten den Menschen z.B. Verfahren, Birkenpech herzustellen. Birkenpech gilt als erster systematisch hergestellter „Kunststoff“ und wurde zum dauerhaften Verbinden von Steinkeilen, Pflanzenfasern und Holzgriffen genutzt.  Aufgrund der geringen Tragkraft und Beständigkeit wird die Birke nicht als Bauholz verwendet, aber es eignet sich sehr gut für die Herstellung von Holzschuhen oder Wäscheklammern bzw. lässt sich das Holz auch gut schnitzen und drechseln. Nordische Holzschnitzer fertigen aus Birkenholz traditionelle Trinkgefäße, die Guksi.

Die Birkenrinde wird traditionell zur Herstellung von Spanschachteln eingesetzt. Durch den Trend zu Öko-Produkten leben alte Traditionen wieder auf und Vorratsbehälter, Schuhe, Schreibunterlagen oder Rucksäcke werden wieder vermehrt aus Birkenrinde hergestellt. Birkenrinde ist in zwei Schichten gegliedert, aus dem oberen Teil wird Birkenteer und Birkenöl produziert, der untere Teil ist essbar und kann wie Spaghetti zubereitet werden.

Unschlagbar für die Reinigung von grobem Pflaster sind die sogenannten „Reiserbesen“, Besen aus Ästen und Zweigen der Birke. In der finnischen und russischen Sauna werden Birkenzweige als Badequast zum Abschlagen des Körpers verwendet. Dadurch wird die Haut gut durchblutet, was auch den Reinigungsprozess des Körpers optimal unterstützt. Zu guter Letzt ist Birke auch ein beliebtes Brennholz. Dank der in der Rinde enthaltenen ätherischen Öle brennt Birkenholz sogar in frischem Zustand und ist so bestens zum Entzünden eines Feuers geeignet.

Birkenteer:

Als im Jahr 2001 zwei Steinartefakte in Campitello in Italien gefunden wurden, stand der Welt eine Sensation bevor. Auf den Artefakten wurden Reste einer schwarzen organischen Substanz gefunden, mit der die Steinkeile offensichtlich in einen Holzschaft geklebt worden waren. Eine Analyse ergab, dass es sich um Birkenteer handelt. Die Datierung der Artefakte ergab ein Alter von rund 200 000 Jahren.
Damit war erwiesen, dass Birkenteer das älteste von Menschen hergestellte Material ist und der Gebrauch von Birkenteer mehr als 100 000 Jahre bekannt war, bevor die ersten Keramiken hergestellt wurden. Bereits die Neanderthaler waren mit dem Gebrauch von Birkenteer als Klebstoff vertraut.
Birkenteer wird durch die trockene Destillation von Birkenrinde gewonnen. Dabei wird die Birkenrinde unter Luftabschluss auf ca. 350 – 500°C erhitzt. Über die Vorstufe des Birkenteers kann durch längeres Erhitzen das sogenannte Birkenpech hergestellt werden. Wichtig ist, dass als Ausgangsstoff Rinde und nicht Holz verwendet wird, da Birkenpech aus Holz nicht klebt.

Doch wie konnten die Menschen der Altsteinzeit ohne Keramikgefäße Birkenteer herstellen, wenn die Herstellung unter Luftabschluss erfolgen muss? Mit dieser Fragestellung beschäftigte sich 2017 ein Artikel in Nature, einer der renommiertesten Zeitschriften der wissenschaftlichen Literatur. Es wird von Versuchen einer Gruppe von Archäologen der Universität Leiden berichtet, die durch Erhitzen von gerollter Birkenrinde auf bzw. unter glühenden Kohlen Mengen an Birkenteer gewinnen konnten, die für die Schäftung von Steinwerkzeugen ausreichend waren. Damit war der Beweis erbracht, dass die Herstellung von Birkenteer auch ohne Keramikgefäße möglich ist.

Chemisch gesehen ist Birkenteer ein Gemisch aus flüchtigen Bestandteilen der Birkenrinde. Dabei sind Betulin, Betulinsäure und Lupeol, die chemisch eng verwandt sind und zur Gruppe der Terpene gehören, Hauptbestandteile. Der Nachweis von Betulin, das für die weiße Farbe der Birkenrinde verantwortlich ist, ist spezifisch für Birkenpech und das wichtigste Unterscheidungsmerkmal gegenüber Teeren, die aus anderen Rindenarten hergestellt wurden.
Der Herstellungsprozess und die Verwendung von Birkenteer und verwandtem Produkten ist eine der ältesten Technologien der Menschheit und durchlief über Jahrtausende einen Entwicklungsprozess, der immer noch nicht abgeschlossen ist. Schon in der Steinzeit wurde Birkenteer nicht nur als Klebstoff verwendet. Es finden sich auch Kauspuren an Teerfundstücken, wobei nur darüber spekuliert werden kann, ob damals schon Birkenpech auch für medizinische Zwecke eingesetzt wurde. In der Antike und im Mittelalter wurde Birkenpech zum Abdichten von Schiffen verwendet. In der Neuzeit wurde Birkenteer zur innerlichen Anwendung gegen Würmer und äußerlich als Abwehrmitteln gegen Gelsen und andere Insekten empfohlen.

Derzeit kommt Birkenteer vor allem in Salben zur Behandlung von Hautkrankheiten zum Einsatz. Durch die aktuelle Forschung zur Verwendung von einzelnen Bestandteilen des Birkenteers und der Birkenrinde, könnte sich in Zukunft ein weites Anwendungspektrum ergeben. Geforscht wird vor allem zum Einsatz von Betulin in der Krebstherapie, da es bei Tumorzellen den Prozess der Apoptose, dem Zelltod, hervorrufen kann, sowie zu seiner antiviralen und entzündungshemmenden Wirkung und zum Einsatz in Biopolymeren.

„…In Europa kann man den weit verbreiteten Birkenkult darauf zurückführen, dass die Birke und die Espe die ältesten nacheiszeitlichen Bäume sind. Sie lieferten den Stämmen nach dem entbehrungsreichen harten Winter bereits im Februar, wenn die Lämmer und ersten Kälber zur Welt kamen und das Eis zu schmelzen begann, Säfte, die Träger des Lebens waren, obwohl das Wiedererwachen des Lebens sich noch vor den Augen der Menschen verbarg. Nur manchmal erblickten sie die Göttin, verjüngt aus dem schwarzen Reich zurückgekehrt in Begleitung der Hirsche, wie sie übers Land zog und an den schlafenden Bäumen rüttelte oder die in der Erde ruhenden Samen mit Leben anhauchte…“

Quelle: Der Garten der Druiden

Die Birke als Welten- Baum bei den sibirischen Schamanen gilt als Mittler zwischen den drei Welten, der Unterwelt, der Erde und des Himmels. Sie bringt die Säfte in Fluss durch ihre Nähe zum Wasserelement. Ihren Namen verdankt die Birke der altirischen Göttin Brigid, die als heilbringende Göttin und Muse der Dichter galt, aber auch als Schutzpatronin des Handwerks. Ihr zartes Wesen besitzt eine sehr lichte und leichte Ausstrahlung mit frühlingshaften Energien. So wird die Birke als Lichtbaum zum einen mit der Sonne und zum anderen mit dem Element Wasser in Verbindung gebracht, wobei letzteres damit zu tun haben könnte, dass sie auch an feuchten Standorten sehr gut gedeiht oder aber mit ihrem Saftfluss im Frühjahr, den wir uns in vielerlei Hinsicht zunutze machen können und der auch in früheren Zeiten schon verwendet wurde.

Überall wird die Birke mit Reinheit, Licht und dem Neuanfang in Verbindung gebracht. Brigit galt auch bei den Kelten als Göttin der Heiler, Muse der Weisheitssucher und der inspirierten Sänger und ihr war die Birke geweiht. Sie galt als weiße, jungfräuliche Lichtgebärerin, die im Februar die Tage wieder länger werden lässt. So zapften schon die Menschen der Frühzeit zu dieser Jahreszeit den Saft der Birke an, der harntreibend ist, die Galle entschlackt, das Blut reinigt und die Nieren stärkt.

Die slavischen und sibirischen Völker sahen in der der Birke eine schlanke, weißgefiederte Schwanenjungfrau. Manchmal kam es vor, dass Schamanen sich mit ihr vermählten. Sie glaubten, so würde die Birke ihnen die Flügel verleihen, die sie benötigen, um in andere Dimensionen zu reisen.

Bei den Germanen war die Birke der Göttin Freya geweiht, der Göttin der Wälder, der Liebe und der Ehe. Aus dieser Zeit stammt der Brauch des Maibaumes. Eine Birke wurde aus dem Wald geholt und im Dorf aufgestellt, um mit ihr den Frühling zu begrüßen. Die jungen Leute tanzten um den Maibaum und feierten ein Fest und wenn die Göttin Freya die Liebe mit einem Neugeborenen segnete, so begrub man den Mutterkuchen als Dankesopfer unter der Birke. Vielerorts wurden auch die Wiegen für die Neugeborenen aus Birkenholz geschnitzt.

Die Griechen sahen die Birke im Zusammenhang mit der Göttin Adriane, denn sie glaubten der Baum würde ihr helfen das Wissen über das Leben zu vermitteln.

Die Druiden machten die Birke zum ersten Buchstaben ihres Baumalphabetes und zum ersten Monat des Baumkalenders.

Die frühzeitlichen Völker verbanden Licht und Feuer mit der Birke, so stellten sie aus zusammengerollter, getrockneter Birkenrinde hellleuchtende Fackeln her. Auch der Zunderschwamm, der vorwiegend an Birken wächst, wurde zum Entfachen eines Feuers verwendet und es gibt kaum ein anderes vergleichbares Gewächs, dass sich so gut dafür eignet. Angekohlte Stücke des Zunderschwamms wurden bei Ausgrabungen von Menschen gefunden, die vor 10000 Jahren in Nordeuropa lebten.

Ein weiterer Pilz, der in Lebensgemeinschaft mit der Birke wächst, ist der Fliegenpilz. Es hieß die Schamanen nutzten ihn, um den Weltenbaum hinaufzuklettern, um dort die Götter und Geister zu besuchen. In Sibirien wird der Fliegenpilz auch oft als Blitzpilz bezeichnet. Dort wird er nur nachts eingenommen und soll im Inneren des Auges Lichtphänomene hervorrufen, die dem Aufleuchten von Blitzen ähneln. Deshalb war bei den Germanen die Birke nicht nur der Göttin Freya geweiht, sondern ebenso Thor, dem Donner- und Gewittergott.

Da die Birke für Reinheit steht, wurden früher heilige Orte mit Besen gefegt, die aus Birkenreisig gefertigt waren. Mit ihnen konnte man die bösen Geister hinausbefördern. Später wurde aus diesem Ritual der Hexenbesen, auf dem die Hexen zu Blocksberg fliegen konnten. Das helle Holz der Birke sollte den Hexen den Weg weisen und diesen hell erleuchten. In einigen Gegenden Englands geht man auch heute noch gegen unsichtbare Wesen mit einem Birkenbesen vor und auch zum Jahreswechsel wird das alte Jahr mit einem solchen Besen herausgefegt.

Auch für die Menschen im Mittelalter galt die Birke als Schutzbaum. Sie schmückten ihre Häuser mit Birkengrün, in dem Glauben die Birkenzweige würden sie vor Hexen und bösen Geistern und auch sonst allem schlechten behüten. Man glaubte ebenfalls man können sich auf diese Weise vor Blitzeinschlag schützen.

Birkenrinde ist eine der ältesten Papier-Vorläufer. Seit Jahrhunderten wird auf den dünnen Schichten der Birkenrinde geschrieben: In Nordrussland wurden die ältesten Dokumente aus dem zivilen Leben gefunden: In Birkenrinde geritzte Kurznachrichten mit hoher Kreativität. In den nördlichen Bergregionen Indiens ist gar eine eigene Schrift entwickelt worden, um auf Birkenrinde zu schreiben.

Auch in extremen Notsituationen wie während des 1. Weltkrieges etwa, fanden viele Feldpostkarten aus Birkenrinde ihren Weg von der Front zu den Liebsten nach Hause, die sehnsüchtig auf Nachricht warteten.

In früheren Zeiten war es vielerorts üblich, dass Krankheiten auf Bäume mit Hilfe von Sprüchen und Ritualen übertragen wurden. So auch bei der Birke. In Pommern räucherte man mit Birkenlaub, welches zu Pfingsten Haus und Stall schmückte, die Ställe aus. Das sollte vor Ungeziefer schützen. Auch gab man zerkleinerte Birkenblätter ins Futter, damit das Vieh von Krankheiten verschont bleibe. Andernorts fegte man mit einem Birkenbesen Schweinen den Rücken, damit sie nicht von Ungeziefer befallen werden.

Die angebauten Pflanzen kamen ebenfalls in den Genuss des Birken-Schutzes. Kohl hatte wohl unter verschiedenen Plagen zu leiden. Die zu Pfingsten geschnittenen Birkenzweige wurden aufbewahrt. War Unheil in Form von Raupen oder Erdflöhen im Anzug, wurden diese mit magischen Ritualen vertrieben.
Auch die Menschen erbaten sich Schutz vor Krankheit und Verzauberung von der Birke. Hier fließen die Grenzen von Heilkunde und Zauber ineinander. Der wertvolle Birkensaft etwa, der im Frühjahr gezapft wurde, erhielt durch beschwörende Worte zusätzliche Kräfte eingehaucht.

In Madaus „Lehrbuch der biologischen Heilmittel“ von 1936 lässt sich ein solcher Ritualspruch finden, der lautet: „ Birkenbaum, ich schüttle dich, 77erlei Gichten quälen mich, Solang sollen sie in Dir sein verbunden, Bis meine 77erlei Gichten verschwunden.“

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