Eberesche
Botanischer Name: Sorbus aucuparia
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Weitere Namen: Vogelbeere, Drosselbeere, Quitsche, Krametsbeerbaum, Schwiiesche, Nielesche, Gürmsch, Gärgetsch, Mooseisch, Wiismehlboom
Merkmale:
Vogelbeeren können 6-12 Meter hoch werden und gehören somit zu den kleinen bis mittelgroßen Bäumen. Ebereschen können ebenso als mehrstämmiger Baum oder auch großer Strauch wachsen. Die Krone des verhältnismäßig kleinen Baumes ist anfänglich oval, später dann eher rundlich. Im Laufe der Jahre kann sie eine Breite von 4-6 Metern erreichen. Die Äste und Zweige der Eberesche wachsen in der ersten 20 Jahren ziemlich schnell, danach aber nur langsam. Eine Eberesche kann ein Alter von 100-150 Jahren erreichen.
Blätter:
Die Blätter der Eberesche werden etwa 15 cm lang, sind unpaarig gefiedert und wechselständig angeordnet. Die obere Seite ist sattgrün bis dunkelgrün, wohingegen die Unterseite zunächst behaart und blau- bis graugrün ist. Die Vogelbeere bietet vor allem im Herbst einen besonders schönen Anblick, wenn ihre Blätter sich Gelb, Orange oder Feuerrot färben. Der Rand der Blätter ist (nicht immer vollständig) scharf gesägt.
Knospen:
Die Knospen der Eberesche sind weiß- filzig behaart, braunschwarz und etwa 9 mm groß. Sie sitzen eng an die Zweige angedrückt. Die große Endknospe ist unregelmäßig zylindrisch- kegelig geformt. Die Winterknospen der Eberesche sind meist dunkelviolett gefärbt und ebenfalls weißfilzig behaart. Dies stellt ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zum Speierling dar, dessen grüne und klebrige Knospen allenfalls an den Schuppenrändern eine feine Behaarung entwickeln. Die Endknospe an den Zweigspitzen ist gewöhnlich gekrümmt.
Blüten:
Die Blüten der Eberesche erscheinen im Frühsommer, etwa von Mai bis Juni. Sie zeigen sich in strahlendem weiß und erscheinen in breiten, flachen Rispen. Die Einzelblüten besitzen fünf weiße Kronblätter und sind ca. 10 mm im Durchmesser. Eine Einzelblüte setzt sich aus jeweils fünf Kron- und Kelchblättern zusammen, welche ca. 20 Staubblätter säumen. Eine Blüte besitzt zwei bis vier freie Griffel, deren unterständig stehende unverwachsene Fruchtblätter in den Blütenboden eingesenkt und mit diesem verwachsen sind und durch die fleischige Blütenachse miteinander verbunden werden. Bei den Blüten der Eberesche reifen die Narben vor den Staubbeuteln, was botanisch als Proterogynie bezeichnet wird und Fremdbestäubung fördert. Nektar wird verdeckt angeboten. Der verhältnismäßig unangenehme Geruch der Blüten beruht auf dem Wirkstoff Methylamin und lockt insbesondere Käfer und Fliegen zur Bestäubung an. Aber auch Bienen schätzen den Nektar der Pflanze. Die Eberesche erlangt ihre Blühfähigkeit bereits im Alter von fünf bis sechs Jahren.
Früchte:
Die Beeren der Eberesche sind Scheinfrüchte und die eigentliche Frucht sind die Damen. Die Früchte der Eberesche leuchten in reifem Zustand orange bis rot und bilden große Büschel. Sie sind kugelförmig und weisen einen Durchmesser von ca. 0,8 cm auf. Sie hängen sehr zahlreich von Ende August bis Oktober am Baum und können bis in den Winter hinein geerntet werden. Weithin sichtbar ist ihre markante leuchtend rote Farbe. Sie enthalten meist drei Kerne. Die Früchte der Eberesche- Sorten „Rosina“ und „Konzentra“ sind eher süßlich, da sie weniger Bitterstoffe enthalten. Vor allem aber können die Früchte nicht nur von Vögeln und anderen Tieren, sondern auch von uns Menschen verspeist werden, denn ganz im Gegensatz zur weitverbreiteten Meinung, sind diese nicht giftig. Sie sollten lediglich in rohem Zustand nur in kleinen Mengen gegessen werden. Man erntet die reifen Beeren am besten nach dem ersten Frost, denn dann sind sie milder. Sie können aber auch schon eher geerntet und um den herben Geschmack abzumildern einfach für ein paar Tage eingefroren werden.
Rinde:
Die Rinde der Eberesche ist anfangs glatt und glänzend hellgrau, bildet dann aber im Alter eine längsrissige schwarze Borke. Das Holz der älteren Bäume ist ähnlich dem der Eiche sehr hart und dauerhaft, bleibt dabei aber elastisch und biegsam. Aufgrund der geringen Masse, die eine Eberesche an Holz bildet, hat sie wirtschaftlich keine große Bedeutung. Das Holz besitzt jedoch eine schöne Zeichnung und ist so vor allem im Kunsthandwerk und für Drechslerwaren beliebt. Die jungen Zweige enthalten unter der glatten Rinde Chlorophyll. So ist der Baum bei der Photosynthese nicht nur auf seine Blätter angewiesen, sondern kann bereits vor dem Laubausbruch assimilieren.
Wurzeln:
Die Eberesche verfügt über ein Senkerwurzelsystem und kann somit relativ flach wurzeln. Ihre Wurzeln besitzen, wie bei allen Sorbus- Arten, eine ektotrophe Mykorrhiza. Das ist ein Pilzgeflecht, dass sich zwischen den Wurzelzellen befindet und dazu dient die Nahrungsaufnahme zu erleichtern. In dieser symbiotischen Beziehung liefert der Pilz dem Baum Nährstoffe und wird von diesem umgekehrt mit Kohlenhydraten versorgt.
Standort/Vorkommen:
Die Vogelbeere stellt als Pionierbaum wenig Ansprüche an den Boden auf dem sie wächst. Sie wächst auch noch im Mittelgebirge in einer Höhe von 2000 Metern, da sie sehr frostresistent ist. Staunässe, sowie extreme Hitze, verträgt sie allerdings nicht besonders gut, ist ansonsten aber sehr robust. Bei zu starker Hitze zeigt sich die Unverträglichkeit dadurch, dass sie vorzeitig ihre Blätter abwirft. Zu finden ist sie häufig in Gärten, an Straßen und auf Grünflächen. Ebenso kommt sie in lichten Wäldern, Moorwäldern, Hecken, Gebüschen und an Waldrändern vor. Da sie Autoabgase gut verträgt und noch dazu dekorativ aussieht, wird sie sehr gern als Stadtbaum gepflanzt. Sie besiedelt zusammen mit der Sal- Weide und dem Trauben- Holunder oft Kahlschläge und Waldlücken.
Trotzdem sie sich gut in Hecken integrieren lässt, steht sie dennoch am liebsten allein und bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte. Sie sollte nicht radikal geschnitten werden, denn das verträgt sie nicht besonders gut. Die Anpflanzung in bebauten Gebieten ist mit Vorsicht zu behandeln. Die Eberesche verfügt über ein sehr aggressiv wachsendes Wurzelsystem, dass in der Lage ist selbst unterirdische Leitungen zu zerstören. Stock- Ausschläge sind ebenfalls möglich. Da die Vogelbeere aufgrund ihrer lichten Krone nur wenig Schatten wirft, eignet sie sich hervorragend auch für kleine Gärten, denn auch die sich unter ihr befindlichen Pflanzen bekommen noch genügend Sonnenlicht für ihr Wachstum.
Der Verbreitungsschwerpunkt der Eberesche liegt in den Alpen, im Alpenvorland und in der norddeutschen Tiefebene. Auf Marschen, auf Alluvial Flächen und in Trockengebieten kommt die Vogelbeere eher weniger vor und kann dort sogar ganz fehlen. Ihren Ursprung hat sie in Europa, Westsibirien und Asien. Sie besiedelt gern Räume, wo andere Pflanzen und vor allem Bäume nicht besonders gut zurechtkommen. So ist sie hin und wieder sogar auf Baumstümpfen, auf Felsen oder in Dachrinnen zu finden. Guten Humus produziert sie selbst und trägt damit entscheidend zur Bodenverbesserung bei. Ebenfalls zu finden ist sie in Island, am Nordkap und auf Sizilien. Damit ist die Vogelbeere eine der am weitesten nördlich anzutreffenden Laubbäume.
Wissenswertes:
Als Ausschlagwilliger Flachwurzler und Pioniergehölz wird die Vogelbeere unter anderem für ingenieurbiologische Bauweisen oder Schutzpflanzungen verwendet. Der kleine Baum ist ebenfalls eine Schmetterlingsfutterpflanze, sowie für viele Insekten Nahrungspflanze. Die Früchte werden gern von Füchsen, Vögeln, Dachsen und weiteren Nagetieren gefressen. Da sie sich stark verwurzelt und sehr frosthart ist, wird sie gern in Gebirgslagen zur Lawinensicherung in Wäldern zusammen mit anderen Baumarten gepflanzt. Auch für Wildbach- Verbauungen und als Vogelschutzgehölz ist die Eberesche interessant. Ihre Rinde eignet sich hervorragend zum einfärben von Wolle und die Früchte können zu Schnaps, Likör, Wein, Konfitüre und Mus weiterverarbeitet werden. Die Beeren der Eberesche sind ein wichtiger Bestandteil von Magenbittern und Kräuterlikören (Sechsämtertropfen). Im Landkreis Wunsiedel wurden für diesen Magenbitter von 1974 – 1996 jährlich zwischen 10 und 20 Tonnen Vogelbeeren beantragt zu sammeln. So zogen die Menschen zu Fuß oder mit dem Fahrrad, teilweise auch mit Leitern ausgestattet durch die Flure im Mittelgebirge, um sich mit der Ernte der Beeren ein Zubrot zu verdienen. Damals bekam man pro Zentner Beeren 25 Mark. Jedes Jahr wurden sehr unterschiedliche Erträge erzielt, die zwischen knapp einer Tonne und fast 40 Tonnen liegen konnten. In der trockenen Jahren oder in Jahren in denen der Spanner (Insbesondere für die Raupen des seltenen Spanners Venusia cambrica und des vom Aussterben bedrohten Gelben Hermelins (Trichosea ludifica) stellt die Eberesche eine wichtige Nahrungspflanze dar.) verbreitet war, fielen die Erträge sehr viel geringer aus und manchmal gab es gar keine Beeren.
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