Anwendung in der Heilkunde
Verwendete Pflanzenteile: Zweige und Blätter, früher auch die Beeren
Inhaltsstoffe: Mistellektine, Viscotoxine, Peptide, Flavonoide, Oligosaccharide, Polysaccharide, Thiole, Alkaloid, Asparagin, Bitterstoff, Harz, Histamin, Inositol, Oleanolsäure, Pyridin, Saponine, Schleim, Tyramin, Viscalbin, Viscin, Xanthophyll, Zink
Anwendung bei: Verdauungsprobleme, Bluthochdruck, Fieber, ergänzend in der Krebstherapie, bei Ekzemen oder Geschwüren
Eigenschaften: beruhigend, blutstillend, entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend
Bald wurde aus der Zauberpflanze aber ein Arzneimittel: Als einer der ersten Mediziner im Altertum nutzte der griechische Arzt Hippokrates die Mistel gezielt als Medikament für bestimmte Erkrankungen. Er empfahl sie unter anderem gegen eine damals als „Milzsucht“ bezeichnete Krankheit, bei der eine Erkrankung der Milz zu schlechter Laune führen sollte. Nach heutigem Wissen handelte es sich bei diesem Krankheitsbild um eine psychische Erkrankung.
Die Idee, die Mistel als Heilmittel zu benutzen, tauchte auch im Mittelalter wieder auf. Dort wurde sie zunächst vor allem Tierfutter untergemischt, weil sie die Gesundheit des Viehs fördern, Kraft liefern und unter anderem die Milchqualität von Rindern steigern sollte.
Aber auch beim Menschen sollte sie eine positive Wirkung erzielen. Zum Beispiel wendete die Heilkundlerin Hildegard von Bingen Misteln als Heilkraut in einem Trank gegen erfrorene Gliedmaßen oder zum Blutstillen an. Und als Pflanze, die hoch oben wächst und niemals zu Boden fällt, sollte sie damals gegen Epilepsie, die Fallsucht, oder Schwindelanfälle helfen. Der deutsche Arzt Hieronymus Bock hielt die Mistel zudem im 16. Jahrhundert für wirksam gegen Geschwülste.
Und auch im 19. Jahrhundert behielt das immergrüne Gewächs seinen guten Ruf: In einigen Teilen Deutschlands wurde die Mistel als Allheilmittel unter anderem gegen Epilepsie, Brustenge sowie Fruchtbarkeits- und Geburtsstörungen angewandt. Zudem nutzte beispielsweise der Pfarrer Sebastian Kneipp Misteln zur Blutstillung – so, wie es bereits einige Jahrhunderte vorher gemacht wurde.
Außerdem trugen manche Mediziner entweder die Mistelbeeren selbst oder nur den klebrigen Schleim der Mistelsamen äußerlich als Pflaster bei leichten Verbrennungen, Erfrierungen oder etwa Entzündungen auf die Haut auf. Der Schleim galt nicht nur als heilend, sondern auch als sehr hautfreundlich.
Und die Idee, die Mistel als Heilmittel zu verwenden, ist bis heute geblieben…
Die Volksmedizin schätzte die Anwendung der Mistel schon immer, wohl auch, weil sie eine druidische Zauberpflanze war. Paracelsus rechnete Viscum album zu den Saturnpflanzen. Das Prinzip Saturn regiert das Alter und damit auch die Alterskrankheiten heißt es und zeigt sich bei den Pflanzen vor allem durch immergrünes Laub. Aus dieser Sicht war die Mistel mit ihren ledrigen Blättern und dem langsamen Wuchs eine besondere Saturnpflanze für Paracelsus.
Auch Kneipp schätzte die Mistel und empfahl sie bei Kreislaufschwäche und beschleunigtem Puls. Hoher Blutdruck würde gesenkt, so meinte er die Begleiterscheinungen wie Kopfblutandrang und Schwindel würden ebenfalls verbessert.
Zwar sind die Pflanzenteile und insbesondere die Beeren von Misteln im rohen Zustand und in zu hoher Dosis für den Menschen giftig. In der richtigen Zubereitung und Menge sollen aber einige Inhaltsstoffe der Mistel gegen verschiedene Erkrankungen wirksam sein. Dazu gehören zum Beispiel Proteine wie die sogenannten Mistellektine, sekundäre Pflanzen Inhaltsstoffe wie Flavonoide und Polyphenole sowie verschiedene Enzyme, Fette, und Mineralien wie Kalium.
Neben der seit Langem bekannten Krebstherapie mit Misteln, wurde das immergrüne Gewächs vor einigen Jahren auch als das beste Pflanzenmittel gegen Bluthochdruck gepriesen. Für eine ausreichende Blutdrucksenkung sollte man drei Tassen Misteltee pro Tag trinken und zusätzlich weitere Heilpflanzen, wie Sanddorn in den Tee geben.
Obwohl es dafür bisher keine handfesten wissenschaftlichen Beweise gibt, versprechen sich manche Naturheilkundler noch weitere Nutzen von Mistelpräparaten: Bestimmte Injektionen sollen das Herz-Kreislauf-System unterstützen und Schlaganfällen vorbeugen oder gegen Alterserscheinungen am Herzen helfen. Auch bei Arteriosklerose und Herzstörungen bei jüngeren Patienten sollen die Inhaltsstoffe des immergrünen Gewächses helfen.
Zusätzlich versprechen sich manche von Mistelextrakten eine krampflösende und blutstillende Wirkung und empfehlen sie deshalb bei übermäßigen Unterleibsblutungen oder Nasenbluten. Misteltropfen sollen zudem die Unfruchtbarkeit der Frau beheben können, wenn man davon zweimal täglich 25 Tropfen vor dem Essen einnimmt. Andere Naturheilkundler versprechen sich auch eine Linderung von Gelenkschmerzen, wenn der Misteltee für einen Umschlag genutzt wird.
Diese Heilmethoden sind aber nicht nur kaum wissenschaftlich geprüft, sondern können auch zu Nebenwirkungen führen: Die Einnahme von Mistelpräparaten kann beispielsweise unter anderem zu leichten Rötungen und Schwellungen, grippeähnliche Symptome, allergische Reaktionen oder Verhärtungen im Fettgewebe führen.
Der Kräuterpfarrer Kneipp (1821-1897) schätzte, wie schon beschrieben, die Mistel bei Herz-Kreislaufschwäche und bei hohem Blutdruck. Seine Empfehlungen werden noch heute in der Volksheilkunde genutzt, auch wenn die blutdrucksenkende Wirkung bisher nicht bewiesen werden konnte. Trotzdem findet man das Mistelkraut in vielen Teerezepturen zur Unterstützung der Herz- Kreislauffunktion und es existieren in diesem Zusammenhang viele positive Erfahrungen. Traditionell wird die Mistelarznei als Tee getrunken, und zwar aus den getrockneten jungen Zweigen mit Blättern, ohne die Früchte. Die weißen Früchte der Mistel gelten als giftig, obwohl sie in der mittelalterlichen Heilkunde verwendet wurden. Für einen Tee wurden 2 TL Mistelkraut mit 1 Tasse kaltem Wasser übergossen und 8-10 Stunden ziehen gelassen. Der Kaltauszug wird deshalb angewandt, weil dadurch die leicht giftigen Viscotoxine zurückgehalten werden.
Nicht in die Hand von Laien gehört die Anwendung von Mistel-Extrakten als Injektionspräparate. Sie werden in der Palliativmedizin und in der Krebstherapie im Sinne einer unspezifischen Reiztherapie bei bösartigen Tumoren eingesetzt. Die Wirkung basiert vor allem auf den Mistel-Lektinen, die das Zellwachstum hemmen und das Immunsystem aktivieren. Mistelpräparate sind aber immer noch umstritten. Die Vorbehalte beruhen teilweise auf der Person Rudolf Steiners (1876-1925), dem Begründer der Anthroposophie. Er hat 1917 die Mistelinjektion entwickelt und die Wirkung der Mistel gegen Krebs aus geisteswissenschaftlicher Sicht hergeleitet.
Inzwischen ist jedoch durch klinische Studien untermauert, dass eine intravenöse Misteltherapie die Lebensqualität von Krebspatienten positiv beeinflussen kann. So wurden folgende Beobachtungen festgehalten: Die Stimmungslage und die Leistungsfähigkeit von Tumorpatienten verbesserten sich mit einer begleitenden Misteltherapie. So gingen beispielsweise typische Nebenwirkungen der Chemo- und Strahlentherapie wie Müdigkeit, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Depressionen zurück und die Überlebenszeit verlängerte sich. Wegen möglicher Nebenwirkungen gehört die Behandlung mit Mistel-Injektionen aber unbedingt in die Hand eines erfahrenen Therapeuten und muss ärztlich begleitet werden.
Innerlich als Tee
Misteltee wird immer als Kaltauszug angesetzt. Im kalten Wasser lösen sich die schwach giftigen Stoffe (z.B. das Glykosid Viscalbin und Viscotoxin) nicht auf und daher ist der Kaltauszug der Mistel ungiftig. Auch die Heilwirkung der Mistel soll durch Erwärmen gemindert werden.
Der Tee wird in erster Linie zur Senkung des hohen Blutdrucks angewandt; er hilft auch bei Herzschwäche und Arteriosklerose.
Bei niedrigem Blutdruck kann Misteltee den Blutdruck sogar steigern, was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch klingt. Aber da die Regulierung des Blutdrucks über eine Normalisierung des Kreislaufs und eine Stärkung des Herzens erfolgt, leuchtet es schließlich ein, dass die Mistel sowohl gegen zu hohen als auch gegen zu niedrigen Blutdruck helfen kann.
Der Misteltee steigert auch Verdauung und Stoffwechsel, sodass sie bei Beschwerden der Verdauungsorgane und Stoffwechselstörungen eingesetzt werden kann.
Durch die Stoffwechsel-Wirkung hilft die Mistel gegen rheumatische Beschwerden.
Sie stärkt auch die Nerven und kann daher Kopfschmerzen und Schwindel lindern. Durch die Nervenstärkung kann sie auch bei Epilepsie helfen und die Anfälle seltener machen. Auch gegen die Neigung zu wiederholten Fieberkrämpfen bei Kindern soll die Mistel helfen.
In den Wechseljahren kann die Mistel die typischen Wechseljahrs- Beschwerden lindern. Auch gegen Menstruationsbeschwerden hilft die Mistel und durch ihre blutstillende Eigenschaft kann sie auch Gebärmutterblutungen stoppen. Das macht die Mistel zu einer wertvollen Heilpflanze nach Geburten, denn sie kann den Wochenfluss abkürzen und abschwächen.
Äußerlich als Tee
Den Mistel-Kaltauszug kann man als Umschlag oder für Bäder äußerlich anwenden. Er hilft gegen Krampfadern und Unterschenkelgeschwüre. Auch Ekzeme können durch Mistelbehandlungen behandelt werden. Mistel-Umschläge kann man auch zur Linderung rheumatischer und neuralgischer Schmerzen auflegen. Auch gegen Arthrose helfen äußerliche Mistelbehandlungen. Gegen Heuschnupfen kann man Misteltee schnupfen.
Mistel in der Krebsbehandlung
Zur Begleitung einer Krebstherapie und auch zu deren Nachbehandlung kann man Mistelpräparate in spezieller anthroposophisch-homöopathischer Aufbereitung anwenden. Die Wirksamkeit dieser Mistelpräparate wurde auch durch Studien untermauert. Der Erfolg der herkömmlichen Krebstherapie kann dadurch in vielen Fällen verbessert und Nebenwirkungen von Chemotherapie gelindert werden. Als alleinige Behandlung gegen Krebs ist die Misteltherapie jedoch nicht zu empfehlen.
- Wie bereits beschrieben, wird traditionell ein Kaltwasserauszug mit dem Mistelkraut angesetzt. Im kalten Wasser können sich die giftigen Stoffe (Viscotoxine) schlecht lösen.
- Misteltee darf allerdings nicht in der Schwangerschaft oder während der Stillzeit eingenommen werden. Außerdem könnte es bei einer Histaminunverträglichkeit zu allergischen Reaktionen kommen. Grundsätzlich dürfen Mistelpräparate z. B. nicht bei einer bestehenden Überempfindlichkeit gegen Mistelzubereitungen oder Eiweiße oder auch bei hochfieberhaften Erkrankungen sowie chronischen fortschreitenden Infektionen eingenommen werden.
- Sprich dich bei einer längeren Anwendung des Misteltees mit deinem Arzt ab. Und konsultiere ihn ebenfalls bei Fragen bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
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