Geschichte, Magie & Mythologie
Einer griechischen Sage nach hat die Göttin Hekate, eine „Herrin über Geburt und Tod”, den Helden Theseus mit Löwenzahn bewirtet. Daher sollen nach Volksbrauch Löwenzahnwurzeln am besten im November gesammelt werden, dem Monat der Göttin Hekate.
Eine christliche Legende dagegen besagt, dass der Heiligen Maria als sie ihrer Cousine Elisabeth besuchte, ein Tropfen des Menstruationsblutes als Zeichen der unbefleckten Empfängnis auf den Löwenzahn fiel. Seit dieser Zeit hat die Pflanze neben ihren grünen Blättern immer auch ein blutrotes.
Der Löwenzahl ist als „Pusteblume“ eine klassische und bis heute gebräuchliche Orakelpflanze. Die nach dem Anpusten stehengebliebenen Früchte oder auch die Zahl der Blasvorgänge, die notwendig sind alle Schirmchen zu entfernen, zeigen z.B. wie viele Jahre man noch leben wird, wieviel Jahre man noch zur Hochzeit hat usw. Schon christlicher sind folgende Bräuche: So viele Früchte an den Kleidern des Angeblasenen hängen bleiben, so viele Sünden hat er. Ist nach dem Wegblasen der Fruchtboden weiß, so kommt der Bläser in den Himmel, ist er schwärzlich, in das Fegfeuer.
Überlieferungen zufolge war der Löwenzahn bei den Kelten fester Bestandteil von Orakeln und Totenbeschwörungen zu Samhain. Wenn man sich mit Löwenzahn den Körper einrieb, erfüllt sich nach altem Hexenglauben jeder Wunsch.
Im beginnenden 15. Jahrhundert fehlt auf kaum einem mittelalterlichen Tafelbild der Löwenzahn in der Nähe der Maria. Die Nähe zur Jungfrau in der christlichen Mythologie kommt von der Möglichkeit der Selbstbefruchtung des Löwenzahns.
Die Blüten der Pflanze sind in der Entwicklungsgeschichte Christi noch geschlossen, zu Ende seines Lebens jedoch geöffnet und flugbereit: Symbol für die Ausbreitung der christlichen Lehre über die ganze Welt. Auf einem Grabstein aus dem Jahr 1480 in Strassburg ist Löwenzahn in allen Lebensstadien abgebildet. Der Text dazu lautet: «O mensch zart, gedenck der Blumen Art.»
In der Innerschwyz ist Löwenzahn ein Wetterzeichen: wenn er gegen Abend noch offen ist, gibt es eher schlechtes Wetter.
Gegen Fieber hilft die Wurzel, als Amulett um den Hals gehängt. Man nutzt die Wurzel auch gegen Augenprobleme. Dann muss sie allerdings ausgegraben werden, wenn die Sonne in der Jungfrau steht, bei abnehmendem Mond, vor Sonnenaufgang, und in der Zahl neun an den Hals gehängt. Eine Waschung mit der Milch des Löwenzahns lässt einen Menschen schön erscheinen und macht beliebt.
An der Nordwestecke des Hauses vergraben sorgt er für günstige Winde.
Das bei den Kindern als „Pusteblume“ beliebte Gewächs ist ein uraltes und mystisches Kraut aus der weißen Magie.
Der Name „Taraxacum“ findet seinen Ursprung im arabischen und griechischen Raum. Bereits im zehnten Jahrhundert nach Christi Geburt wird seine wunderbare Heilwirkung schriftlich erwähnt! Die landläufig eher als Unkraut bezeichnete Pflanze ist ein wahrer „Tausendsassa“ in der Naturheilkunde. Dies wussten die Ärzte der Antike und schrieben ganze Abhandlungen über den gelb blühenden Löwenzahn.
Der Name „Löwenzahn“ könnte darauf zurückzuführen sein, dass die gezackten Blätter an das scharfe Gebiss eines Löwen erinnern. Interessanterweise erhielt er diesen Namen in fast allen Ländern und nur in der volkstümlichen Ausdrucksweise nannte man ihn von Region zu Region anders. Bei den Männern galt er Jahrhunderte lang als „Pissbloem“ weil er bei Nieren- und Blasenleiden eine harntreibende Wirkung hat und deshalb wird er in alten Kräuterbüchern auch als „Herba urinaria“ bezeichnet.
In den Analogielehren wird seine gelbe Farbe mit der Galle und Leber in Verbindung gebracht und war im Mittelalter eines der wenigen Mittel bei Gelbsucht. Doch nicht nur die Blüten der Pflanze, sondern auch die Stängel bergen einen besonderen Saft in sich. So soll diese Flüssigkeit bei abnehmendem Mond auf Warzen aufgetragen, diese schon nach kurzer Zeit verschwinden lassen.
Grade die im Frühjahr geernteten Blüten nutzte man in früherer Zeit als blutreinigendes Mittel. Noch heute machen sich viele Heilpraktiker diese Eigenschaft zunutze. Aus den Wurzeln kann man wunderbare Tinkturen gegen Rheuma, Verspannungen und Gicht herstellen und im Krieg wurde daraus, nachdem man die Wurzel getrocknet und geröstet hatte, ein Kaffeeersatz hergestellt.
Hierzulande kennen viele noch den „Löwenzahnhonig“, wobei der Name etwas verwirrt, denn ein richtiger Honig, der von Bienen produziert wird, ist es nicht. Dieser lässt sich sehr leicht aus den Blüten des Löwenzahn herstellen.
Die frischen Blätter kennen in ländlichen Gegenden noch einige Menschen als „Kettensalat“. Viele Vitalstoffe sind im Frühjahr darin enthalten und können bei sparsamem Genuss unseren Mittagstisch bereichern. Ob als Tee, Tinktur, Wein oder Honig, es gibt unzählige Rezepturen und Anwendungsmöglichkeiten rund um den Löwenzahn.
Hexen und Magier nutzten diese in gelber Farbe leuchtende Pflanze gegen Verfluchungen, Unheil aber auch in Ritualen rund um die Wunschbestellung.
Waren zum Beispiel Tiere im Stall verhext, empfahl man damals dem Landwirt jeder Kuh drei Blüten des Löwenzahns zum Fressen zu geben, dann sei der Fluch weg gebannt. Oder Menschen die unter Augenproblemen litten, glaubten durch das Tragen getrockneter Blätter den Dämon von ihren Augen zu nehmen und somit die Krankheit zu besiegen. Auch ein Beutelchen mit sieben getrockneten Wurzeln sollte den gleichen Effekt erzielen.
In der christlichen Kunst und Ikonografie wird diese Pflanze, deren Blüten wie kleine Sonnen aussehen, Christus „dem Licht der Welt“ zugeordnet. Weil Licht und Auge einander bedingen, wurde auch hier der Löwenzahn zur Heilung eingesetzt. Er galt während des ganzen Mittelalter als Augenheilmittel und nach einem alten Rezept wurden diese Leiden mit einem Kaltwasserauszug aus der Wurzel behandelt.
In der weißen Magie ordnet man den Löwenzahn auch der Göttin Hektate zu. Sie soll den Helden Theseus damit seine Stärke verliehen haben, indem sie ihn den Löwenzahn unter das Essen mischte. In Anrufungen an die griechische Göttin des Hexentums wird traditionell eine Kette aus getrockneten und aufgereihten Löwenzahnwurzeln getragen. Meist handelt es sich dabei um Rituale, bei denen das Element Luft eine besondere Rolle spielt und die Luftgeister, auch Sylphen genannt, unterstützend herbei gerufen werden. Man sagt nach altem Brauch, wenn man einen Menschen „rufen“ will, dann tragen die Samen der Pusteblume diese Botschaft durch die Luftgeister zu der Person hin.
Für Kinder ist es immer wieder ein riesen Spaß, die kleinen, ein wenig an Fallschirme erinnernden Samen, wegzupusten. Nach alter Überlieferung darf man sich dabei etwas wünschen und wenn man es schafft, alle Schirmchen auf einmal wegzupusten, dann geht dieser Wunsch in Erfüllung!
Auch Teenager finden Freude an den kugeligen Blüten, denn in alter Zeit war es Brauch als lediges Mädel heraus zu finden, wie viele Jahre es noch bis zur Heirat dauert. Je nachdem wie viele der kleinen Fallschirmchen noch am Blütenboden hängen blieben, so viele Jahre brauchte es bis zur Hochzeit.
Ein Wunscherfüllungsritual
Im folgenden wird ein uraltes weißmagisches Ritual beschrieben, um Träume, Visionen und Wünsche mit der Kraft des Löwenzahns zu erfüllen. Benötigt wird hierfür:
7 Löwenzahnblüten, heller Weihrauch, Räuchergefäß, Rauchfasskohle, Streichhölzer, 1 Bienenwachskerze, Kerzenhalter.
Begonnen wird mit dem Ritual an einem Sonntagmorgen. Man sucht sich ein ruhiges Plätzchen auf einer Blumenwiese und entzündet das Räucherwerk und die Bienenwachskerze. Nachfolgend nimmt man die sieben Blüten in die Hände und spricht folgenden Zauberspruch:
„Sieben Blüten halt ich hier,
bringen nun das Glück zu mir!
Sorgen lasse ich nun los,
Stärke in mir wird ganz groß!
Nutz` die große Löwenkraft,
die mir großen Schutz verschafft!
Ich wünsch mir durch Hektates Kraft,
dass mir das Glück nun wieder lacht!
So sei es, so sei es, so sei es!“
Symbolisch wird mit den Blüten nun der Körper abgerieben, sodass die positive Kraft des Rituals auf einen übergeht. Man verweilt solange an diesem Ort, bis die Kerze herunter gebrannt ist. Steigt der Rauch des Räucherwerks auch noch zum Himmel auf, so ist dies ein gutes Zeichen denn dann haben die Luftgeister die Fürbitte erhört.
Die jüngste Benennung des Löwenzahn „Taraxacum officinale“ würdigt die in ihm schlummernden Heilkräfte. Viele nehmen an, der erste Teil dieser Benennung leite sich vom griechischen taraxacis (Entzündung) und akeo mai (ich heile) ab. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Name dieser Pflanze, die in der mittelalterlichen islamischen Heilkunde eine wichtige Rolle spielte, aus dem Persischen kommt und so viel bedeutet wie „bitteres Kräutlein, das auf dem Basar verkauft wird“.
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