Mit der Wintersonnenwende am 21. Dezember erleben wir den kürzesten Tag und die längste Nacht des Jahres. In der Vorweihnachtszeit wuchs die Dunkelheit immer mehr und jetzt wird das Sonnenkind wieder geboren und der Sonnenbogen wendet sich hin zum Wachsen des Lichts. So wichtig die Dunkelheit als eine Zeit der Ruhe, Besinnung und Erholung auch ist, für die Natur ebenso bedeutsam, wie auch für uns, so behutsam ist auch die Wiederkehr des Sonnenlichts und das Neuerwachen des Lebens auf der Erde.
Mit dem Adventskranz rufen wir in den dunkelsten Wochen des Jahres das Licht. Gleichzeitig vollendet sich nun langsam das Jahr und mit ihm löst sich Vergangenes auf. Am Grün der Tannen und Fichten, der Misteln und Mispeln sehen wir, dass das Leben nie aufhört, sondern ein immer wiederkehrender Zyklus jetzt von neuem beginnt.
In der heutigen Zeit nehmen wir das Wiedererwachen des Lebens, das Erwachen der Natur durch die Kraft der Sonne eigentlich kaum noch wahr. Eine Zeit, in der wir im Überfluss leben, mit allgegenwärtigem künstlichen Licht und einem Übermaß an Nahrung. Kaum noch vorstellbar, wie unsere Vorfahren die dunkelste Zeit des Jahres mit ihren im Herbst mühsam angelegten Vorräten verbracht haben und was es bedeutet haben muss, das Überleben der Familie zu sichern.
Unsere Vorfahren konnten noch nach den langen und dunklen Tagen des Herbstes spüren, wie sich neue Energie unter ihren Füßen im Boden und um sie herum aufbaute. Die dunkelste Jahreszeit, in der alles stillsteht, die von Stürmen, Kälte, Nässe und Schnee begleitet wird, war eine Zeit in der sie Rituale abhielten, um die Geburt des Sonnenkindes zu feiern und in der sie sehnsüchtig und erwartungsvoll dem kommenden Frühjahr entgegen blickten.
Die Wintersonnenwende kann aber auch für uns eine ganzbesondere Zeit sein, wenn wir alte Bräuche neu entdecken, uns selbst und das Jahr reflektieren, Altes ins Feuer zu geben und schließlich das Licht und die Freude in unser Leben einladen. Vor allem wurde in dieser Zeit geräuchert, was sich auch heute wieder zunehmender Beliebtheit erfreut. In früheren Zeiten ging dafür die Familie, angeführt von Vater oder Großvater, oft aber auch von den kräuterkundigen Frauen durch Haus und Hof, von Zimmer zu Zimmer, um die Dämonen zu vertreiben, das Haus zu weihen und das neue Jahr zu segnen.
Misteln segnen
Das Segnen von Misteln ist bei uns seit vielen Jahren eine Jultradition. Ein Bund wird nach dem Segen in der Wohnung oder über der Haustür aufgehängt, um das Haus (die Wohnung) zu schützen und den Segen der Götter zu bringen. Nachdem die neuen Misteln gesegnet wurden, werden die alten im Julfeuer verbrannt, um die negativen Energien, die sie übers Jahr aufgenommen haben, zu transformieren und zu reinigen.
Bis heute ist die Mistel eine beliebte Weihnachtsdekoration. Verliebte, die sich unter einem Mistelzweig küssen, könnten im kommenden Jahr heiraten.
Schon bei den frühen Kelten, war die Mistel eine heilige Pflanze.
Der Mistelzweig verkörpert die geistige und göttliche Lebensessenz, das Allheilende und die Unsterblichkeit. So hat nach einer Erzählung Vergils (70 – 19 vor Ch.) der Trojaner Aeneas, nachdem er seine geliebte Dido aus dem Hades errettet hatte, sie mit Hilfe eines Mistelzweiges wieder zum Leben erweckt.
Räuchern zur Wintersonnenwende
Der Tag der Wintersonnenwende steht für das Loslassen und die Besinnung. Die Bedeutung dieser Zeit ist darin begründet, dass eine Wiedergeburt des Lichts erst dann stattfinden kann, wenn wir das Vergehen des Alten voll „begriffen“ haben. Erst dann können wir loslassen und unser Herz und Sein dem Licht eines neuen Morgens öffnen. Wer möchte, kann begleitend räuchern, um in der Stille das Alte zu verabschieden und das Neue ganz sanft zu begrüßen.
Marlis Bader empfiehlt in ihrem Buch „Räuchern mit heimischen Kräutern“ neben Johanniskraut u.a. auch Alantwurzel, Beifuß, Fichtenharz, Tannenharz, Myrrhe, Rosenblätter und Weihrauch.
Räuchern mit Beifuß:
Geräuchert wird mit Beifuß beispielsweise bei Sterbeprozessen, wenn die Seele den Körper verlässt, aber auch bei der Geburt, wenn sich die Seele im Körper manifestiert. Er ist das beste Räuchermittel, für alles für wo wir uns Veränderung und Transformation wünschen, so auch bei schädlichen Gedanken oder Gemütszuständen.
Der Beifuß ist die letzte Pflanze im Jahreskreis, die wir ernten können und so hilft sie uns auch in der dunklen Jahreszeit. Räuchern wir unser Heim mit ihr, können wir dieses reinigen und es wird gesagt, dass diese Pflanze so die bösen Geister vertreibt.
Alle Beifuß- und Edelrauten- Arten sind magische Kräuter, die nicht mit Hexen in Verbindung gebracht werden sollen, sondern ausschließlich weißmagisch verwendet wurden. Als Räuchermittel verwendet, stellen sie einen wirksamen Schutz gegen alle Mächte der Finsternis dar. Es wurde gesagt, wer den Beifuß im Haus hat, dem kann der Teufel nichts anhaben. Seine Zweige dienten im Altertum für die Herstellung von Liebeszaubern. Auch dabei wurde mit Beifuß geräuchert, was eine euphorische und stimulierende Wirkung hervorrief.
Auch von den Druiden (Die Druiden waren eine kultische und geistige Elite in der keltischen Gesellschaft und Mythologie.) wurde das Beifuß Kraut als Räucherpflanze verwand. So erlaubte sie dem Druidenarzt in andere Welten zu reisen, um dort herauszufinden, welche Disharmonien zwischen dem zu behandelnden, der Natur und dem Kosmos zu dem identifizierten Leiden geführt haben. Auf diese Weise fanden sie ebenso heraus, wie sie das entsprechende Geistwesen besänftigen und den Patienten wieder in Einklang mit seiner Umwelt bringen konnten.
Räuchern mit Johanniskraut:
Johanniskraut räuchern hatte schon immer einen hohen Stellenwert in der Räucherkunde. Schon bei den alten Völkern galt die Johanniskrautblüte als Symbol der Sonne und darum als Lichtbringer. Daher trugen Mädchen und Frauen einen Kranz aus Johanniskraut auf dem Kopf zur Sommersonnenwende. Auch in dem Kräuterbüschel gehört Johanniskraut mit hinzu. Im Winter wurde dann bei Gefahr, sei es das Wetter oder auch zum Jahreswechsel mit dem bis dahin getrockneten Kräuterbüschel geräuchert; am wichtigsten war das Vieh im Stall, dass ausgeräuchert wurde, damit die Hexe kein Schabernack anstellen konnte und das Vieh gesund blieb und die Kühe gute Milch gab.
Zur Wintersonnenwende mit Johanniskraut zu räuchern, hilft uns Spannungen, die bei einem Streit sich aufs höchste Potenzial aufladen, abzubauen. Man sollte nach einem Streit in einem Raum auch diesen mit Johanniskraut ausräuchern, damit sich diese negativen Energien dort nicht entfalten können. Das Johanniskraut vermittelt uns auch den richtigen Weg, wenn wir mal Trauer, Depressionen oder auch Liebeskummer spüren. Manchmal haben wir ein Gefühl vom Verlassen sein, der Pflanzengeist berührt im Räucherritual unseren Geist, so dass wir kein Gefühl des Alleinseins mehr haben. Eine Johanniskraut-Räucherung stärkt uns von innen her, dieses Gefühl was wir so brauchen, um neue Wege zu gehen oder Probleme zu lösen.
Räuchern mit Königskerze:
die Königskerze bei den Kelten und Germanen eine große Rolle. So war sie u.a. Baldur, dem Lichtgott, und der Göttin Freya geweiht. Als Blitzkerze war sie natürlich auch mit Thor verbunden und sie wurde ebenso für so einige Wetterorakel genutzt. Viele Sagen ranken sich um diese Pflanze, die auch ein typisches Sonnenwendkraut ist und hierbei vielfältige Verwendung erfuhr. Schon als Fackel in Harze, Honig und Pech getaucht, durfte sie bei keiner heiligen Zeremonie – insbesondere Sonnenwendfeiern – fehlen. Ebenso wurde sie bei diesen Feiern auch geräuchert. Als Heilkraut wird sie für Heilrituale verwendet, die krankmachende Energien auflösen, und als Unholdpflanze gilt sie als Schutzkraut vor bösen Mächten und Energien. Eine Räucherung mit Königskerze fördert die Intuition, das Traumbewusstsein und erleichtert Astraleisen. Auch heute noch werden mit ihr bei schweren Gewittern Räucherungen vorgenommen, da sie als Wetterkerze den Blitz von Haus und Hof fernhalten soll und atmosphärische Spannungen neutralisieren soll. Doch dies gilt nicht nur für die atmosphärischen, sondern auch für die emotionalen. So hilft sie uns bei Stress, Ärger und Zwistigkeiten und wirkt auch reinigend in Zimmern und Räumen, in denen sich negative Energien aufgestaut haben.
m antiken Griechenland wurden die Blätter zusammen mit den Blüten verräuchert, um böse Zauberkräfte und Dämonen abzuwehren und fernzuhalten.
Im alten Sonnenkult nahm die Königskerze eine zentrale Rolle ein. Überreste davon sind im Brauchtum erhalten geblieben: In Bayern bildet die Königskerze traditionell den auffälligsten Teil des Kräuterbuschens, der aus verschiedenen Heilpflanzen besteht und an Mariä Himmelfahrt (15. August) in der Kirche geweiht wird. Der Buschen dient vielen Bauern als kleine Hausapotheke, zum Beispiel mischen sie Teile des Buschens krankem Vieh ins Futter. Außerdem schätzen die Bauern die Königskerze als Wetterboten (Wetterkerze):
Dichte Blätter am Boden der Blattrosette verheißen Schnee vor Weihnachten, dichte Blätter im oberen Teil der Pflanze dagegen Schnee erst zum Jahresanfang. Auch zählte man an ihren Blütenkränzen die Häufigkeit des Schneefalls und die Länge oder Kürze des kommenden Winters ab. Ein weiteres Wetterorakel sah man in der Neigung ihrer Spitze: Zeigte sie nach Westen, bedeutete dies schlechtes, nach Osten hin gutes Wetter.
Bei aufziehendem Gewitter verräucherte man die Wetterkerze zur Entladung der Atmosphäre.
Ein weiterer Rest des alten Sonnenkultes ist in Frankreich der Fackellauf der Dorfjugend. Zur Johannisnacht werden in Öl getränkte Königskerzen als Fackeln verwendet und es wird damit durch das Dorf gelaufen.
Kleines Licht bringendes Ritual mit Kindern
Wir gehen in den Wald und schmücken die Bäume mit Äpfeln an einer Schnur für die Waldtiere. Wir bringen kleine Gaben wie Nüsse und legen sie den Tieren hin
Wir sammeln Tannengrün im Wald, um mit diesen immergrünen Zweigen das Leben und Erwachen symbolisch in unser Haus zu tragen.
Wir sammeln Stöcke und formen daraus einen Stern für unseren Tannenbaum.
Wir pflanzen einen Calendula Samen und schauen in den nächsten Wochen beim Wachsen zu (im Haus) und gemeinsam mit dem kleinen keimenden Samen der das Licht der Welt erblickt, werden auch die Tage immer heller und das Leben beginnt von Neuem.
Wir entzünden eine Kerze in unserem Haus, um mit dem Licht die Dunkelheit zu erhellen. Wir entzünden dann weitere Lichter an dieser Kerze. Das Entzünden aller anderen Lichter an diesem einen Licht symbolisiert das Bestehen der „einen Quelle“ allen Lebens, des Lichtes und der Liebe – die eng miteinander verbunden sind.
Jedes Kind bekommt einen kleinen gelben Seifenstein, der es nun fürs nächste Jahr begleiten wird.
Wir sagen einen Lichtspruch auf:
“In der dunklen Nacht ist ein Stern erwacht, leuchtet hell am Himmelszelt, schenkt sein Licht der ganzen Welt, in der dunklen Nacht ist ein Stern erwacht.”
Winterspaziergang in die Dunkelheit
Geh nach Sonnenuntergang allein oder mit Begleitung im Schweigen in den Wald oder raus in die Natur, wo keine Straßenlaternen leuchten. Mach einen langen Winterspaziergang und nimm ganz bewusst die Dunkelheit wahr, die dich und die Welt umhüllt. Schau in den Sternenhimmel und zum Mond.
Wie ist es für dich, in der Dunkelheit zu sein? Welche Gefühle oder Bilder kommen hoch? Ist Angst da? Wovor hast du Angst? Dann schließ auch für einige Minuten die Augen und geh in Kontakt mit deiner eigenen inneren Dunkelheit. Wo sind die dunklen Stellen? Was kannst du wahrnehmen? Und welche Botschaft haben sie für dich?
Rituelles Feuer
Das Feuer steht für Transformation. Es transformiert nicht nur das, was wir physisch hineingeben, sondern es transformiert auch uns, wenn wir uns mit seiner Qualität verbinden. Wenn du kannst, dann mach in der Julnacht unbedingt ein Feuer. Hör dem Knistern zu, spür die Wärme, beobachte den Rauch.
Dann nimm dir ein schönes Blatt Papier und schreib auf, was du aus dem alten Jahr loslassen willst – negative Gedanken, Menschen, die dir nicht guttun, selbstsabotierende Eigenschaften. Gib den Zettel in das Feuer und verabschiede dich von deinen Altlasten. Bedank dich beim Feuer für seine reinigende Kraft.
Rituale zur Wintersonnenwende im Wald
Im Winter lehrt uns die Natur, dass auch in der größten Dunkelheit das Licht nicht weit ist. Wir vertrauen der Dunkelheit und spüren unsere Sehnsucht nach Licht, Wärme und Gemeinschaft.
Gemeinsam mit den Kindern Dunkelheit zu erleben, sie bewusst draußen im Wald oder auch in der Wohnung wahrzunehmen und sie mit einer Lichterspirale zu erhellen, ist ein sehr kraftvolles Erlebnis. Vor allem die längste Nacht des Jahres lässt sich so besonders ergreifend feiern.
Bei Beginn der Dämmerung legen wir dazu aus Zweigen und mit Teelichtern gefüllten Papiertüten eine Spirale zu einem Zentrum hin, in der eine große Kerze steht. Diese Spirale kann auch mit Sternen und Fundstücken aus dem Wald geschmückt werden. Schon das Entzünden der Lichter kann ein Teil des Rituals sein. Gemeinsam überlegt man als Familie, welche Menschen und Wegbegleiter wie ein strahlendes Licht für die Familie und einen selbst sind. Sich das bewusst zu machen, schenkt Freude und Verbundenheit.
Im Anschluss geht dann jedes Familienmitglied mit einer kleinen Kerze hinein und entzündet in der Mitte sein Licht und trägt es hinaus in den Kreis und in die Welt. Gitarrenklänge oder gemeinsames Singen kann den meditativen Gang vertiefen. Und je mehr Menschen dieses innere, kraftvolle Licht nach Außen tragen, desto heller und wärmer wird es.
Der gedeckte Tisch für die Ahnen und Frau Holle/die Percht
Frau Holle, die Percht oder auch Frigg hatten ein enges Verhältnis zu den Menschenfrauen. Vor allem in Spinnstuben gingen sie ein und aus, wie viele Sagen noch heute berichten. Es ging ihnen nicht so sehr darum, den Frauen die Kunst des Spinnens zu lehren, sondern vielmehr gaben sie das geheime Wissen des Lebens und des Todes weiter. Die Kleriker versuchten immer wieder jegliche Spinnhäuser zu verbieten, aber waren in ihrem Bemühen kaum von Erfolg gekrönt.
Nun wollte zur Zeit der Wintersonnenwende und der Raunächte jede Frau gerne von der weisen Göttin besucht werden, denn das versprach Glück und Segen. Sie deckten den Tisch mit „Percht“milch und Krapfen, Hafergerichten und Fisch. Da die weise Göttin die Kinderseelen in die Welt bringt, war auch die Hoffnung groß auserwählt zu werden, einer dieser Seelen ein Heim bieten zu dürfen.
Zur Wintersonnenwende werden auch Früchte wie Äpfel oder Birnen verzehrt. Zudem werden Nüsse verspeist. Ein selbst gebackener Kümmelkuchen wird in Apfelwein getränkt. Des Weiteren sind gewürztes Bier, Hibiskus oder Ingwertee sehr beliebte Getränke an diesem Abend.
Des weiteren wurde am Tisch ein zusätzlicher Platz eingedeckt und mit Speisen befüllt, zum einen als Opfergabe und zum anderen um die Ahnen am Fest teilhaben zu lassen. Auch brachten die Germanen und Kelten Opfergaben und hinterließen Speisen und Getränke des Festes unter den Obstbäumen, besonders aber unter dem hofeigenen Holunderbaum.
Frau Holle war, bevor sie in den Grimms Märchen über Gut und Böse urteilte (Goldmarie und Pechmarie) und den Schnee beim Bettenaufschütteln zur Erde fallen ließ, eine germanische Mutter- und Baumgöttin. Als solche beschützte sie Pflanzen, Tiere, Haus, Hof, Mensch und Vieh gegen dunkle Mächte, böse Geister, Feuer, Blitzschlag, schwarze Magie und Hexen. Sie herrschte über das Wetter und konnte mit ihrer Macht gute Ernte und somit Wohlstand bringen. Außerdem hatte die Göttin die Macht, über Geburt und Tod zu entscheiden. Daher wurde sie früher häufig mit Milchopfern oder Brot und Bier verwöhnt. Auch beherbergte der Busch wohlgesinnte Hausgeister, was den Strauch in vielen Hausgärten heimisch werden ließ und zu dem Spruch führte, dass man vor einem Hollerbusch den Hut ziehen müsse.
So war es unter Strafe verboten, einen Holunderbusch auszuhacken bzw. zu fällen – das hätte dem Übeltäter und seiner Familie, ja dem ganzen Dorf, großes Unglück gebracht!
Besonders in Bayern und Schwaben sowie im Elsas war die Verehrung weit verbreitet. So wird noch aus dem 18. Jahrhundert berichtet, dass die Menschen den Busch um Verzeihung baten, wenn sie ihn beschneiden mussten.
Ritualwanderung zur Wintersonnenwende
Ein Naturgang zur Wintersonnenwende, rund um Weihnachten oder in den Raunächten zeigt dir die Essenz der Natur: Das was da ist, wenn der Blätterschmuck, die Blüten und das üppige Grün längst vergangen ist. Bäume präsentieren sich in ihrer kahlen Schönheit, zeigen ihr Inneres, die Kraft, die das Jahr über die Krone trägt. Ich mag diese kahlen Riesen, sie wirken verletzlich und zugleich ungeheuer stark. Man sieht ihre Besonderheiten und ich könnte stundenlang beim Anblick eines verdrehten Baumes stehen bleiben.
Dein Naturgang für die Wintersonnwendzeit könnte als Grundthema das Loslassen des alten Jahres beinhalten. Oder der Begegnung mit dem, was sich im Neuen zeigen soll oder wird. Die Qualität der Zeit hilft dir beim Abschließen des alten Jahres, beim Verabschieden von dem, was erledigt ist und nun gehen darf, aber auch beim Lösen von etwas, was zu lange schon an dir haftet.
Suche dir auf deinem Weg ein Symbol, dass du mit einem Erlebnis aus deinem Jahr verbindest und nimm es mit. Du kannst wie oben beschrieben für jeden Monat ein Symbol suchen/finden oder nach Themen ausgerichtet: Blätter, Äste, Steine, getrocknete Blüten, etc.
Beachte dabei, dass es sich um etwas handelt, dass du brennbar ist und sei achtsam bei deiner Wahl. Es ist schließlich ein Naturgang und kein Flurschaden.
Wenn du ans Ende deiner Wanderung kommst, geh wieder bewusst über die Schwelle. Das kann die gleiche wie beim Weggehen sein oder eine andere, die du dir wählst. Es ist nur wichtig, dass du deinem Naturgang einen klaren Anfang und ein klares Ende gibst.
Zuhause sortiere deine Symbole, spür nochmal rein und dann kreiere sie zu einem gemeinsamen Symbol: Eine Collage, ein Strauß, ein Korb oder Karton in dem alles gesammelt und arrangiert wird. Du kannst es auch dekorieren, weitere Inhalte hinzufügen: Bänder, Sprüche, Briefe …
Einzige Einschränkung: alles soll bedenkenlos verbrannt werden können.
Direkt im Anschluss kannst du deine Jahrescollage oder was immer Du zusammengestellt hast, mit deinem Segen und deinem Dank einem Feuer übergeben. Das kann bei einem gemeinsamen Ritual mit anderen Gleichgesinnten sein oder allein.
Ist das getan, Feier diesen Abschluss und würdige auf diese Art deine Leistung und all das, was geschehen ist. Kekse essen, Wein trinken, ein heißer Kakao – womit auch immer du gerne feiern magst, was immer Dich glücklich macht und Dir Freude bereitet.
Wintersonnenwende-Ritual mit Freunden und Kerzen
Deswegen möchte ich dich einladen zu einem Ritual, um die Rückkehr der Sonne zu feiern. Um das eigene Licht in dir zu stärken.
Was du brauchst:
- Ein Kartenset, Orakelset deiner Wahl
- 1 grosse Kerze für die Mitte
- eine lange Kerze
- so viele Kerzen, wie Menschen, die am Ritual teilnehmen
- Ein Feuer
- 2 kleine Notizzettel und Stift für alle Anwesenden
- Als erstes suchst du dir einen Platz aus, wo du eine große Spirale mit all deinen Karten auslegen kannst. Mische sie vorher und bitte die Karten um die Botschaft für diese Nacht, welche zu deinem und dem Wohl von allen dient. Dann legst du sie verdeckt in einer Spirale hin. In die Mitte kommt die große Kerze (nicht anzünden). Optional kannst du auch noch Gegenstände für die Himmelrichtungen, die 4 Elemente etc. dazulegen.
- Bereite die Kerzen und Notizzettel vor. Dann machst du draußen ein Feuer. Wenn weitere Menschen am Ritual teilnehmen, wäre dies der Zeitpunkt, ihnen kurz zu erklären, worum es geht. Als nächstes darf jeder all die Dinge auf den ersten Zettel schreiben, die er im alten Jahr zurücklassen möchte. Gemeinsam geht man zum Feuer und übergibt den Zettel den Flammen. Es darf sich alles auflösen.
- Danach darf sich jeder auf den zweiten Zettel die Dinge aufschreiben, die er oder sie sich für das nächste Jahr wünscht. Auch diese dürfen dem Feuer übergeben werden, oder aufbewahrt werden – was sich stimmiger anfühlt für die einzelnen Teilnehmenden.
- Jetzt ist es Zeit, das neue Licht wieder zurückzubringen. Wenn möglich bringt eine Frau (Lichtbringerin, Feuer ist männlich) das Licht zurück ins Haus. Dafür braucht man eine lange Kerze, damit man sich nicht verbrennt beim Anzünden am Feuer. Die Lichtbringerin läuft mit der Kerze in die Spirale hinein und entzündet die große Kerze in der Mitte.
- Nun dürfen nacheinander alle Teilnehmenden mit ihrem Kerzchen in die Spirale hineinlaufen, es entzünden und auf dem Weg aus der Spirale hinaus auf einer Orakelkarte legen. Man kann sich dabei von folgendem Gedanken leiten lassen: “Möge die Karte sich melden, die mich bei der Erfüllung meiner Wünsche helfen kann”.
- Wenn alle Kerzen angezündet sind, ist es meist schön, dies einfach ein wenig wirken zu lassen. Dies symbolisiert die Rückkehr des Lichtes, das jetzt wieder zunimmt auf der Erde. Danach dürfen alle ihre Orakelkarte anschauen und sich durchlesen, wie sie einem helfen kann.
- Danach ist es schön, noch eine Geschichte vorzulesen, ein Mantra zu singen, Kekse zu essen etc.
Ritual zur Vorbereitung auf die Rau(ch)nächte
Dann kannst du das Wunsch-Ritual für die Rau(ch)nächte vorbereiten. Schreibe auf 13 Zetteln deine Wünsche für das kommende Jahr: Wünsche für dich, deine Familie, die Welt. Sehnsüchte, Herzenswünsche, was du schon immer mal tun wolltest, usw.
Falte dann die 13 Zettel so, dass man den Inhalt nicht mehr erkennen kann. Lege die Wünsche in eine Kiste oder ein Säckchen. Gehe in jeder Raunächte gegen Abend in die Natur und ziehe einen Zettel. Verbrenne diesen Zettel (ohne ihn vorher anzuschauen) dann in einer feuerfesten Schale und schicke deine Wünsche ins Universum. Spüre in dich hinein, während dein Wunsch verbrennt. Um diesen Wunsch wird sich nun die geistige Welt kümmern. Verteile die Asche in der Natur und bedanke dich bei allen geistigen Helfern und der Natur für ihre Unterstützung. So verfahre 12 x. Du wirst überrascht sein, wie unterschiedlich deine Wünsche brennen und was du dabei empfindest. Am 6. Januar hast du noch einen letzten Zettel in der Kiste oder dem Säckchen. Nimm ihn nun ganz achtsam heraus und öffne diesen letzten Zettel. Nun lies diesen Wunsch. Damit dieser Wunsch in Erfüllung geht, musst nun DU in dem vor dir liegenden Jahr selbst aktiv werden. DU musst ihn dir selbst erfüllen.
Noch ein wenig Geschichte
Es ist Winter – Kälte, Dunkelheit und Schnee in grossen Mengen. Während wir heute hell beleuchteten Shoppingmalls Weihnachtsgeschenke einkaufen können, egal ob es draussen dunkel oder hell ist, konnten unsere Vorfahren höchstens mit Feuer und Kerzen etwas Licht und Wärme zu verbreiten.
Während wir an Weihnachten Ananas, Mango, Tomaten und Avocado essen können, gab es damals die Vorräte, die durch den Sommer und Herbst gesammelt wurden.
Und – während wir unseren Alltag leben, Licht anzünden und Heizung aufdrehen, mit Shorts in der Wohnung vor dem Fernseher sitzen können – erzählten sich die Menschen eingekuschelt vor dem Feuer Geschichten.
Der Winter war die Zeit zum Zurückziehen, Besinnen und Erholen. Doch er hatte auch etwas Bedrohliches: Die Kälte und die beschränkten Vorräte bedeuteten auch einen Kampf ums Überleben. Davon bekommen wir hier nichts mehr mit.
Die Wintersonnenwende: Unser Sonnensystem
Warum entstand denn gerade in dieser dunklen, kalten Zeit ein Fest des Lichtes?
Dies lässt sich ganz einfach am Sonnensystem erklären. Weil sich die Erde um die eigene Achse dreht, und gleichzeitig um die Sonne, ändert sich die Dauer und Intensität der Sonneneinstrahlung. Was wir in der Schule als Theorie lernen, ist schon Jahrtausende bekannt: Wer an einem Ort jeden Tag die Sonne beim Auf- und Untergehen beobachtet, der wird bis zum 21. Dezember die Sonne immer später aufgehen sehen, und danach wieder früher. Genau darin liegt der Ursprung von Weihnachten. Denn schon lange bevor Jesus das Licht der Welt erblickte, wurde ein Fest in dieser Zeit gefeiert. Das Lichterfest. Am kürzesten Tag des Jahres, gefolgt von der längsten Nacht, dem 21. Dezember, findet die Wintersonnenwende statt. Das bedeutet, dass ab dieser Nacht die Tage wieder länger werden, und die Nächte kürzer.
Das Fest des Lichtes
Das Fest wurde in vielen Kulturen gefeiert. Denn es bedeutete die Wiedergeburt des Lichtes, der Sonne. Bei den Germanen und Kelten wurde dieses Fest Julfest genannt. In den skandinavischen Sprachen heisst Weihnachten immer noch Jul.
Je weiter im Norden Europas, desto länger dauern die Winter. Mehr Licht bedeutete also nicht nur hellere Tage, sondern dass das Überleben einfacher wird. Wenn die Vorräte zur Neige gehen, bedeutet Licht, dass die Felder bald wieder bestellt werden können und neue Nahrung auf den Tisch kommen wird. In fast allen Kulturen findet eine Sonnenverehrung statt, sei dies bei den Römern oder bei den Inkas.
Vom Geburtstag der Sonne zum Geburtstag des Sohnes
Da stellt sich nun die Frage, wie aus dem Lichterfest die Geburtstagfeier vom Christkind wurde… Jesus hat, so sagen gewisse Forscher, gelebt, aber sein Geburtstag war im Sommer oder Herbst und nicht im Winter. Warum wurde dann für Weihnachten der 25. Dezember ausgesucht?
Im alten Kalender fiel die Wintersonnenwende auf den 25. Dezember. Als das Christentum sich verbreitete, «überschrieben» die Christen die heidnischen Feiertage sozusagen. Nachdem im 5. Jh. das Christentum zur Staatsreligion des Römischen Reiches wurde, wurde Weihnachten von Kaiser Justinian zum Staatsfest erklärt. Doch nicht nur Weihnachten, sondern ganz viele christliche Feiertage basieren auf einem heidnischen Fest. Um den Übergang zum Christentum einfacher zu gestalten, wurde der «Geburtstag der Sonne» zum Geburtsfest des Sohnes, des Christkindes.
Dunkelheit und Licht – Gut und schlecht
Diese zeitlose Zeit, der wilde Übergang war geprägt davon, dass das Alte noch nicht ganz gegangen ist und das Neue noch nicht stark genug. Die Sonne scheint zwar schon wieder länger, doch kaum merkbar und der Winter ist noch nicht vorbei. Man glaubte, dass nun ein Kampf zwischen den todbringenden Mächten der Finsternis und den belebenden Kräften des Lichtes herrschte, oder anders ausgedrückt: Es ist eine besonders empfindsame Zeit, da der kleine Lichtfunk sich erst am Entfalten ist und noch Schutz braucht.
Dieser Kampf zwischen Dunkelheit und Licht, Gut und Böse spiegelt sich in der Dualität wieder, die auf dem Planeten herrscht und die Menschheit seit jeher prägte. Die meisten Geschichten, von Harry Potter bis zur Bibel, beschreiben den Kampf zwischen hell und dunkel, Gut und Böse. Kriminalität findet oft im Schutz der Nacht statt, die Rate steigt im Winter, genauso wie die Selbstmordrate. Im Gegenzug davon zünden wir Kerzen für jemanden an, schicken ihm Licht und Liebe und sprechen von Erleuchtung.
“Tausende von Kerzen kann man am Licht einer Kerze anzünden, ohne dass ihr Licht schwächer wird. Freude nimmt nicht ab, wenn sie geteilt wird.” – Siddharta Gautama Buddha
Während Sonnenanbetung bei uns meistens nur noch am Strand stattfindet, wurde und wird die Sonne in schamanischen Kulturen verehrt. Wir alle wissen, dass es ohne Licht kein Leben gibt. Doch auch die Dunkelheit ist nötig dazu. Diese Dualität existiert nur, weil es beide Seiten gibt: Frau und Mann, Ebbe und Flut, Einatmen und Ausatmen, Tag und Nacht. Wir sind diejenigen, die sie werten, in Gut und Böse unterteilen. So haben auch wir Schattenanteile, Qualitäten, die wir vielleicht nicht so schätzen. Aber sie gehören genauso zu uns, haben uns genau hierhergebracht.
Wenn wir im Einklang mit diesem Wechselspiel tanzen, leben, können wir beide Pole ehren – Mann und Frau, Nacht und Tag, Dunkelheit und Licht.
Quellen:
www.yoursoulspace.org
www.elfenkindberlin.de
www.frauseele.de
www.mamirocks.com
www.kultkraftplatz.com
www.kuntergruen.com
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