Das Jahr neigt sich dem Ende zu, ein neues beginnt und mit ihm eine Zeit voller Wunder. Alles ist von einem weißen Schleier umhüllt, bedeckt mit Eis und Schnee. Es ist Winter. Die Winterwelt folgt ihren ganz eigenen Gesetzen und die Natur verlangt nun Höchleistung von allem und jedem das in ihr lebt.
Während Schnee und Eis das Land verzaubern, bringen Sturm und eisige Winde die Kälte mit sich und für einige beginnt nun eine Zeit voller Entbehrung. Wo einst im Sommer ein Meer aus Blüten zu finden war, Bäume grünten, Vögel sangen und das Leben nur so tobte, herrscht jetzt Stille. Eine Stille, die glauben lassen könnte, es gäbe kein Leben mehr in der Natur.
Die Natur macht es uns vor, denn es ist die Zeit der Stille, in der auch wir zur Ruhe kommen können. Wir können zu uns selbst zurückkehren und lernen auch in uns still zu werden, um genau hinzuschauen, was es zu entdecken gibt.
Der Winter ist eine außergewöhnliche Jahreszeit, in der vom nächsten Frühjahr und allem neu erwachenden Leben noch kaum etwas zu sehen ist. Eine Zeit voller Gegensätze, Vergänglichkeit, Faszination und Schönheit, für all das was mit und in ihr ist.
In der Vorweihnachtszeit können schon Schneeflocken die ersten Boten des Winters sein, wobei der meißte Schnee im Januar und Februar fällt, was den langsam sinkenden Temperaturen geschuldet ist. Bäume, Felder, Wiesen und Wälder werden nun nach und nach in eine glitzernd weiße Schneedecke gehüllt und alles verwandelt sich in eine zauberhafte Winterlandschaft.
Die Wildtiere müssen sich nun auf diese neue Zeit einstellen und jedes tut das auf seine ganz eigene Weise. Einige halten Winterschlaf, andere verharren in einer Winterstarre und wieder andere verbringen den Winter mit der Suche nach Nahrung und lassen sich von der frostigen Landschaft scheinbar kaum beeindrucken.
Schnee braucht Kälte und so entsteht er hoch oben in der feuchten Luft der Wolken.
Er besteht aus vielen kleinen Schneekristallen, die in einem Kristallgitter fest miteinander verbunden sind. Schneeflocken sind keine gefrorenen Wassertropfen, sondern bilden sich in einer Kette von physikalischen Prozessen.
Winzige Wassertröpfchen, verbunden mit Staubkörnchen verwandeln sich in den Wolken zu glitzernden Schneekristallen. Sie verwandeln sich zu leichten Flocken und werden auf ihrem Weg zur Erde immer schwerer. Diamantenstaub nennt man es, wenn die Sonne sie anstrahlt und zum Funkeln bringt. Die Schneeflocken bilden am Boden ein Meer aus feinsten Kristallen, in dem kein einziges dem anderen gleicht.
Einige Wildtiere richten sich unter der entstandenen Schneedecke gemütlich ein. So zum Beispiel Mäuse, die Bestandteil der Nahrung etlicher Waldbewohner sind, was wahrscheinlich auch der Grund dafür ist, dass sie bis zu sechs Mal im Jahr Junge bekommen. In ihren kleinen Höhlen unter dem Schnee sind sie vor ihren Fressfeinden geschützt und isoliert gegen die eisigen Temperaturen.
Einer der Jäger, der Mäuse auf dem Speiseplan zu stehen hat, ist der Fuchs. Er braucht etwa zwanzig Mäuse am Tag, um seinen Hunger zu stillen. Das ist harte Arbeit, wenn man bedenkt, dass die kleinen Tierchen unter der Schneedecke gar nicht so leicht aufzuspüren sind. Dank seines ausgezeichneten Gehörs und seiner Supernase, gelingt es dem Fuchs dennoch die Mäuse unter dem Schnee zu finden und so wird seine Jagd mit dem ein oder anderen Leckerbissen belohnt.
Rehe haben vor dem Fuchs eher weniger zu befürchten, denn dieser bevorzugt die kleinen Beutetiere.
In der rauhen Winterlandschaft etwas essbares zu finden, scheint kaum vorstellbar. Dennoch bietet die Natur den Wildtieren auch zu dieser Jahreszeit ein reichhaltiges Nahrungsangebot, auch wenn einige dafür erstmal ganz schön ackern müssen, um es zu finden oder unter dem Schnee freizuscharren.
Vögel versorgen sich mit Samen, Körnern und Beeren des Sommers, die nun immernoch an den Bäumen, Blumen und Sträuchern gefriergetrocknet zu finden sind. Einige fressen auch Larven und Insekten oder deren Eier, welche sie aus den Rinden der Bäume herauspicken.
Das Eichhörnchen hat sich schon im Herbst mit Vorräten eingedeckt und es ist jetzt gar nicht so leicht, diese auch wieder zu finden. Es begnügt sich aber auch mit den Samen aus Tannen- und Fichtenzapfen, die es dennoch mühsam herausschälen muss. Aber die Arbeit ist der Mühe wert, denn auch diese sind eine willkommene Leckerei für zwischendurch und überall zu finden.
An den Ufern von Seen und Flüssen, bietet Schilfgras den Tieren des Waldes Unterschlupf und Nahrung. Bartmeisen beispielsweise lieben die winzigen Samen der Gräser und haben kaum Schwierigkeiten diese geschickt mit ihren Schnäbeln heraus zu sammeln. Wer Glück hat, findet auch noch ein paar Nüsse, doch nur die wenigsten Vögel sind groß und stark genug, um sie aufzubrechen. Der Specht ist darin jedoch ein wahrer Künstler. Er legt die Nüsse in ein Astloch und hämmert die harte Schale mit seinem Schnabel auf, sodass er leicht an ihr köstliches Inneres gelangen kann.
Eine nützliche und willkommene Unterstützung für die Vögel im Winter ist aber auch die Fütterung mit Körnern und Samen in unseren aufgehängten Vogelhäuschen. Diese sollten jedoch so platziert sein, dass die kleinen Flieger vor Katzen und anderen Fressfeinden geschützt sind und in Ruhe ihr Dinner einnehmen können. Nicht zu empfehlen ist das Aufhängen von Meisenkugeln und anderem Futter in Netzen. Die kleinen Vögel können mit ihren Beinchen darin hängen bleiben und schwere Verletzungen davontragen oder gar verenden.
Passendes Vogelfutter ist leicht selbst herzustellen. Es kann in Tontöpfe abgefüllt werden, welche verkehrt herum an Schnüren in die Bäume gehängt werden können. Auch Kugeln lassen sich daraus formen und sind eine willkommene Speise. Einfach Rindertalg bzw. Pflanzenfett in Topf geben und bei geringer Hitze vorsichtig schmelzen (Achtung: nicht sieden oder kochen lassen!) Nachdem das Fett flüssig ist, einen Schuss Pflanzenöl hinzugeben. Damit bleibt die Masse später nach dem Aushärten geschmeidig. Samen und Körner hinzugeben (etwa 1 kg auf 1 kg Fett). Gründlich umrühren und soweit abkühlen lassen, bis sich die Masse noch gut formen lässt. Fertig.
Andere unserer hier lebenden Wildtiere, haben andere Möglichkeiten gefunden, mit den strengen Frösten und der kargen Winterlandschaft umzugehen und zu überleben. Hirsche und Rehe beispielsweise senken im Winter ihre Körpertemperatur und ihren Stoffwechsel stark ab, um mit ihrem Energiebedarf zu haushalten. Ihr Fell ist durchzogen von einem dichten Unterfell, wie es bei Wildschweinen ebenfalls der Fall ist. Dieses verhindert, dass Körperwärme verloren geht. Sie sind auf diese Weise derart gut geschützt, dass selbst der frisch gefallene Schnee auf ihrem Rücken nicht schmilzt.
Auch das Federkleid der Eulen ist so dicht, dass bis auf die Augen und den Schnabel kaum Wärme nach außen dringen kann, was bei Aufnahmen durch Wärmebildkameras wunderbar zu beobachten ist. Auch sie zählen zu den Jägern, die Mäuse auf ihrem Speiseplan haben, sorgen aber auch mit Insekten für ein wenig Abwechslung.
Wo Rehe Vergetarier sind, zählen Wildschweine zu den Allesfressern. Rehe scharren mit ihren Hufen die dicke Schneedecke beiseite, um an Futter zu gelangen, was sich mit zunehmendem Frost hin und wieder recht schwierig gestaltet. Wildschweine haben mit ihren starken Schnauzen weniger Probleme und der Waldboden hält für sie unter dem Schnee jede Menge Leckereien bereit. Sie sind immer auf der Suche nach den besten Wühlplätzen, wo sie ausreichend Wurzeln, Knollen und Würmer finden. Hin und wieder landet auch mal etwas Tannengrün auf ihrem Speiseplan oder eine Maus.
In Misch- und Laubwäldern haben die Tiere keine großen Schwierigkeiten Futter im und auf dem Boden zu finden. Das sieht in den forstwirtschaftlich angelegten Fichten- bzw. Nadelwäldern schon etwas anders aus, da unter den Nadelbäumen kaum etwas anderes wächst. Die herabfallenden Nadeln sorgen für sauren Boden, sodass sich die Pflanzenvielfalt in Grenzen hält.
Die Welt scheint verzaubert, auf eine ganz besondere Weise. Letztendlich ist aber alles Wasser, ob Eis Schnee oder Frost. Wir lieben die sonnigen Wintertage, die unter stahlend blauem Himmel die Winterlandschaft in noch hellerem Licht erstrahlen lässt. Doch alles hat auch eine Kehrseite, denn durch die Sonne beginnt die Schneedecke anzutauen. In den eisigen Temperaturen der Nacht, gefriert der Schnee nun zu einer harten Oberfläche. Die leichten Füße des Fuchses hinterlassen auf dem Schnee nun keine Spuren mehr. Das erschwert den Tieren die Nahrungssuche, denn jetzt ist es nicht mehr so leicht unter die hart gefrorene Schneeschicht zu gelangen, um etwas essbares zu finden.
Kälte und Wasser erschaffen zusammen die schönsten Kunstwerke, was insbesondere an Bächen und Flüssen zu sehen ist. Hier ist der Fischotter zu Hause und im Gegensatz zu anderen, macht ihm die Kälte rein gar nichts aus. Sein dichter Pelz sorgt dafür, dass ihm die Temperaturen nichts anhaben können und so verbringt er nach wie vor viel Zeit im Wasser. Sein Fell ist so dicht, dass das eisige Nass es nicht schafft an seine Haut zu gelangen. So sucht er im Wasser nach Fischen, Krebsen und Muscheln. Hierfür kann er bis zu acht Minuten tauchen und für ihn ist die Nahrungssuche im Winter kein Problem, solange die Flüsse und Bäche klar und fischreich und vor allem nicht zugefroren sind.
Auch andere Tiere benötigen im Winter eisfreie Gewässer, so wie die Wasseramsel. Sie ist der einzige europäische Singvogel, der schwimmen und tauchen kann. Sie ernährt sich von proteinreichen Insektenlarven, die sie im Wasser findet. Genauso wie der Otter kann sie ihre Nasenlöcher und Ohren verschließen, was die Futtersuche im kalten Nass enorm erleichtert.
Winterwälder, die völlig verschneit und zu eisigem weiß geforen sind, üben auf uns eine magische Faszination aus. Die Landschaften sind menschenleer und es bietet sich uns ein einzigartiges Bild aus Schnee und Eis. Ihre Magie lässt uns an den Schlitten unserer Kindheit erinnern, mit denen wir die Pisten hinunter sausten und uns an Opas Trecker anhingen, um uns durch den verschneiten Winterwald ziehen zu lassen. Kobolde wohnten unter von Schnee bedeckten Tannen, Väterchen Frost ließ für uns die Eiszapfen von den Bäumen wachsen und die Schneekönigin fuhr mit ihrem weißen Schlitten durchs Land. Wir erinnern uns nur allzu gern an all die Zauberwesen, die uns in die Magie des Winters hüllten.
Alles still!
Alles still! Es tanzt den Reigen
Mondenstrahl in Wald und Flur,
Und darüber thront das Schweigen
Und der Winterhimmel nur.
Alles still! Vergeblich lauschet
Man der Krähe heisrem Schrei.
Keiner Fichte Wipfel rauschet,
Und kein Bächlein summt vorbei.
Alles still! Die Dorfeshütten
Sind wie Gräber anzusehn,
Die, von Schnee bedeckt, inmitten
Eines weiten Friedhofs stehn.
Alles still! Nichts hör ich klopfen
Als mein Herze durch die Nacht –
Heiße Tränen niedertropfen
Auf die kalte Winterpracht.
Theodor Fontane (1819-1898)
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