Lämmchen und der verflixte Zaun…

Ich hoffe ihr seid alle halbwegs munter in den Tag gestartet und könnt euch, trotz der recht kühlen Temperaturen, an den immer wieder durchscheinenden Sonnenstrahlen erfreuen.

Gestern war ich mal wieder unterwegs, auf der Suche nach ein paar schönen Fotomotiven. Als ich auf dem Heimweg war, sah ich im Vorbeifahren ein kleines Lämmchen und irgendwas sagte mir, dass der kleine Zwerg wohl Hilfe brauchte.Also wendete ich mein Auto und fuhr zurück, um nachzusehen, was ich in den paar Sekunden eigentlich gesehen hatte.

Eine kleine Schaffamilie, eingezäunt mit einem recht niedrigen Zaun, der einen mehr als wackeligen Eindruck machte, stand auf der einen Seite (Mama, Papa und Babyschaf) und das vierte Familienmitglied (ein weiteres Babyschaf) auf der anderen.

Völlig verzweifelt versuchte das Kleine immer wieder durch den Zaun zu seiner Familie zu kommen. Es nahm Anlauf, rannte mit voller Kraft los, mitten in den Zaun hinein. Sein kleines Köpfchen verfing sich bei jedem Versuch im Geflecht des Zaunes und es kostete es große Mühe, sich wieder zu befreien, um dann den nächsten Versuch zu starten.

Das muss schon eine Weile so gegangen sein, denn ich konnte sehen, dass dem armen Kleinen langsam die Kräfte schwanden.

Ich überlegte mir also, was ich nun tun sollte. Ich schaute mich um, doch weit und breit keine Menschenseele, die ich hätte bitten können mir zu helfen. Nur die Straße mit den vorbeifahrenden Autos war ziemlich dicht, was mich sorgte, da das kleine Lämmchen ohnehin schon voller Panik war. Doch keiner der vorbeifahrenden hatte uns bemerkt.

Dann überlegte ich, ob Strom auf dem Zaun sein könnte, was ich ziemlich schnell verwarf, da das kleine wohl kaum immer wieder mit voller Wucht hinein gerannt wäre, wäre das der Fall gewesen. Also wollte ich es anheben, denn Lämmchen sind ziemlich klein und einfach über den Zaun zu seiner Familie heben.

Doch als ich auf das Lämmchen zukam, egal wie vorsichtig und langsam ich mich bewegte, bekam es noch größere Angst und rannte weg. Es war ja schließlich schon in Panik, da es nicht zu seiner Familie konnte und dann kommt da auch noch so ein blöder Mensch. Ausgerechnet jetzt, wo es sowieso schon völlig verzweifelt war.

In seiner Angst vor mir versuchte es noch viel energischer durch diesen verflixten Zaun zu kommen, sodass ich mir Sorgen machte, dass es sich verletzen könnte. Zu allem Überfluss rannte es dann auch noch los und stand plötzlich direkt neben der Straße, wobei ich nur noch hoffte, dass jetzt bloß kein Auto kommt.

Ich konnte die Verzweiflung und die Angst des kleinen Zwerges in seinen Augen sehen, also musste ich mir was neues einfallen lassen. Wieder sah ich mich, auch ziemlich rat- und hilflos um, doch niemand war zu sehen. Runter drücken konnte ich den Zaun nicht, also zog ich den locker in die Erde gesteckten Pfahl heraus und hielt das Netz hoch, sodass Lämmchen drunter durch zu seiner Familie gelangen könnte.

Für mich war das ein guter Plan, doch Lämmchen machte mir einen Strich durch die Rechnung. Schließlich war ich fremd und überhaupt nicht vertrauenswürdig in seinen Augen. Es dachte sicher, dass jetzt nur etwas noch schlimmeres passieren würde und den Plan den ich hatte, konnte Lämmchen so gar nicht sehen.

Ich hockte mich also hin, hielt den Zaun hoch und redete mit Engelszungen auf Lämmchen ein, doch es stand dort und sah mich völlig verloren an. Plötzlich rannte es wieder los und unternahm einen weiteren Versuch mit Schwung durch den Zaun hindurch zu kommen. Ich sagte: “Lämmchen, hier ist das Loch, hier kannst Du durch, nicht dort drüben. Du wirst Dir noch weh tun.”

Doch Lämmchen verstand kein Wort und lief zurück Richtung Straße. Da Lämmchen kein Vertrauen zu mir fassen konnte und ich es nicht an mir vorbei durch das Loch reden konnte, musste ein neuer Plan her.

Also legte ich den Pfahl mit samt dem Zaun flach auf den Boden. Ich bildete mir ein, wenn ich langsam hinter Lämmchen kommen könnte, würde ich es einfach über den auf der Erde liegenden Zaun zu seiner Familie treiben können. Gedacht getan.

Gerade begann ich mich vom Zaun zu entfernen, um in großem Bogen hinter Lämmchen zu gelangen, da überlegte sich stattdessen Familie Schaf über den Zaun nach draußen gelangen zu wollen, wahrscheinlich um Lämmchen abzuholen. Schließlich hatten sie die ganze Zeit schon mein Treiben genaustens beobachtet und bei weitem nicht so viel Angst vor mir, wie Lämmchen es hatte.

Also schnell wieder zurück, den Zaun aufgehoben, damit Familie Schaf nicht ausbüchsen konnte und so stand ich mit dem Zaun in der Hand da und dachte, “Und nu???”.

Allein lassen wollte ich Lämmchen nicht und einfach seinem Schicksal überlassen. Doch es wurde langsam dunkel und irgendwie war ich mit meinem Latein am Ende…

Also… Zuerst den Zaun wieder angehoben und auf Lämmchen eingeredet, doch bitte durch das Loch zu gehen, ohne Erfolg. Dann den Zaun hingelegt und Familie Schaf versucht nach ganz hinten zu treiben, in der Hoffnung Lämmchen würde folgen, doch Familie Schaf bewegte sich nur ein kleines Stück, denn sie fanden mich wohl irgendwie lustig. Zumindest hatten sie so überhaupt keine Angst.

Aber Lämmchen kam einfach nicht. Also überlegte ich, Du musst jetzt das Risiko eingehen, dass die ganze Familie draußen rumturnt, aber anders geht es nicht. Du musst nur einfach schnell sein, sehr schnell. Zaun auf den Boden gelegt und so schnell und gleichzeitg vorsichtig, wie es nur ging, lief ich hinter Lämmchen und endlich rannte es los. Genau in die richtige Richtung.

Vor dem liegenden Zaun stoppte es kurz, überlegte wahrscheinlich, denn geheuer war ihm das nicht, aber Lämmchen war dann doch so mutig einfach drüber zu laufen und glücklich wieder bei Mama, Papa und Geschwisterchen zu sein. Ich dachte, “Na Gott sei Dank, … Endlich…” Bis dahin war eine gefühlte Ewigkeit vergangen.

Ich stellte also den Zaun wieder ordentlich auf, befestigte alles so gut ich konnte und hoffte inständig, dass es Lämmchen eine Lehre gewesen ist und es nicht noch einmal versuchen würde auf die andere Seite zu gelangen. Und ich ging…

Auf dem Weg zu meinem Auto, drehte ich mich noch einmal um und konnte sehen, wie Familie Schaf nun glücklich hinter ihrem Unterstand verschwand. Ich war sehr erleichtert, dass es mir tatsächlich gelungen war und ich konnte mein Herz klopfen spüren, wie die Anspannung von mir abfiel und die Erleichterung fühlen.

Ich war zufrieden und glücklich. Wäre es nicht schon recht duster gewesen, hätte ich glatt noch ein paar Bilder von Lämmchen gemacht, doch man hätte nicht mehr viel gesehen. Wenn ich in den nächsten Tagen nochmal vorbei fahre und Familie Schaf ist noch da, werde ich auf jeden Fall Fotos von dem kleinen Ausreißer machen, dass hab ich mir zumindest vorgenommen…

 

4 Antworten zu „Lämmchen und der verflixte Zaun…“

  1. Avatar von Gisela Benseler

    Das war ja wirklich eine gelungene Rettungsaktion. Ja, da kann ich nur sagen: mit Engelsgeduld!

    1. Avatar von lebe-liebesbeziehung

      Und das wo ich eigentlich gar nicht zu den geduldigen Menschen gehöre. Als Geduld verteilt wurde, hab ich wohl irgendwie geschwänzt. Aber bei Tieren ist das was anderes. Ich hätte ja Lämmchen nicht sich selbst überlassen können. Das hätte ich nicht übers Herz gebracht. 🙂

      1. Avatar von Gisela Benseler

        Das ist wirklich gelungen! Mit ❤ und auch mit Geduld! ( Ich habe das auch einmal versucht, aber ohne Hilfe war ich auch etwas hilflos. )

  2. […] unserem gestrigen Abenteuer, bei dem Lämmchen und ich gegen den verflixten Zaun kämpften, konnte ich heute nicht anders, als nochmal vorbei zu fahren und nach dem rechten zu […]

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