Die Blinden und der Elefant – eine weise Geschichte

Es waren einmal fünf weise Gelehrte. Sie alle waren blind. Diese Gelehrten wurden von ihrem König auf eine Reise geschickt und sollten herausfinden, was ein Elefant ist. Und so machten sich die Blinden auf die Reise nach Indien. Dort wurden sie von Helfern zu einem Elefanten geführt. Die fünf Gelehrten standen nun um das Tier herum und versuchten, sich durch Ertasten ein Bild von dem Elefanten zu machen.

Als sie zurück zu ihrem König kamen, sollten sie ihm nun über den Elefanten berichten. Der erste Weise hatte am Kopf des Tieres gestanden und den Rüssel betastet. Er sprach: “Ein Elefant ist wie ein langer Arm.” Der zweite Gelehrte hatte das Ohr des Elefanten ertastet und sprach: “Nein, ein Elefant ist vielmehr wie ein großer Fächer.” Der dritte Gelehrte sprach: “Aber nein, ein Elefant ist wie eine dicke Säule.” Er hatte ein Bein des Elefanten berührt. Der vierte Weise sagte: “Also ich finde, ein Elefant ist wie eine kleine Strippe mit ein paar Haaren am Ende”, denn er hatte nur den Schwanz des Elefanten ertastet. Und der fünfte Weise berichtete seinem König: ” Also ich sage, ein Elefant ist wie eine riesige Masse, mit Rundungen und ein paar Borsten darauf.” Dieser Gelehrte hatte den Rumpf des Tieres berührt.

Nach diesen widersprüchlichen Äußerungen fürchteten die Gelehrten den Zorn des Königs, konnten sie sich doch nicht darauf einigen, was ein Elefant wirklich ist. Doch der König lächelte weise: “Ich danke Euch, denn ich weiß nun, was ein Elefant ist: Ein Elefant ist ein Tier mit einem Rüssel, der wie ein langer Arm ist, mit Ohren, die wie Fächer sind, mit Beinen, die wie starke Säulen sind, mit einem Schwanz, der einer kleinen Strippe mit ein paar Haaren daran gleicht und mit einem Rumpf, der wie eine große Masse mit Rundungen und ein paar Borsten ist.”

Die Gelehrten senkten beschämt ihren Kopf, nachdem sie erkannten, dass jeder von ihnen nur einen Teil des Elefanten ertastet hatte und sie sich zu schnell damit zufrieden gegeben hatten.

3 Antworten zu „Die Blinden und der Elefant – eine weise Geschichte“

  1. Avatar von seelenkarussell
  2. Avatar von Patrick H.

    Da ist eines meiner Lieblingsbilder, das ich regelmäßig zeichne, um in verschiedensten Situationen zu verdeutlichen, dass die Wahrheit, oder besser die gefühlte Wahrheit, eine Sache der Perspektive und des Horizontes ist. Wenn man Perspektive und Horizont dann auch noch mit der jeweiligen Jahreszahlen kombiniert, ergeben sich ganz unterschiedliche Wahrheiten – auch wenn es faktisch natürlich nur eine geben kann.

    Hier habe ich mir über diese Effekt Gedanken gemacht:
    https://isso.blog/2016/06/26/normalitaets-theorie/

    Liebe Grüße
    Patrick

    1. Avatar von lebe-liebesbeziehung

      Vielen lieben Dank für Deinen Kommentar. Ich denke nicht, dass es nur die eine Wahrheit gibt, genau genommen gibt es glaube ich gar keine, denn wie Du schon schreibst, es ist alles eine Frage der Sichtweise und eigenen Wahrnehmungen. In jede spielen unsere eigenen Erfahrungen, Gedanken, Werte und die verschiedensten Situationen hinein und wenn wir uns dessen bewusst sind, immer wieder, dann fällt es uns leichter die Dinge nicht so schwer zu nehmen und mit Leichtigkeit durchs Leben zu gehen, offen für alles Neue. Das Leben trägt so viele Wunder in sich, die wir oft nicht gleich erkennen und die Probleme, die wir haben, erschaffen wir selbst, mit eben unseren Sichtweisen. Jeder hat seine ganz eigenen Wahrheit, wie Du schon sagst und das ist auch richtig und gut so. Wir dürfen lernen zu akzeptieren, dass die Wahrheiten der anderen oft ganz andere sind, als unsere eigene und können aufhören diese dann als richtig oder falsch zu beurteilen. Ich wünsche Dir einen wunderschönen Tag.

      Liebe Grüße Nicole 🙂

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