Bei uns, auf der Nordhalbkugel der Erde, ist der Winter die dunkelste und auch die kälteste der vier Jahreszeiten. Sein astronomischer Beginn liegt um den 21. Dezember, wenn die Sonne senkrecht über dem südlichen Wendekreis steht. Die Zeit der Wintersonnenwende. Jetzt ist kalendarischer Winteranfang, die Tage werden nun wieder länger und die Nächte kürzer, sodass es Ende Januar schon wieder fast neun Stunden lang hell ist.
Zur Wintersonnenwende steht die Sonne so flach über dem Horizont, wie sonst nie im Jahr. Je nördlicher Orte gelegen sind, desto kürzer sind die Tage. Von Region zu Region verschieden, können Unterschiede von einer Stunde festgestellt werden und nördlich des Polarkreises geht die Sonne erst gar nicht auf.
Der meteorologische Winteranfang wird im Gegensatz zum astronomischen Winteranfang den Monaten Dezember, Januar und Februar zugeordnet und beginnt somit schon am 1. Dezember. Die kältesten Tage finden sich jedoch nicht an den kürzesten Tagen, sondern im Januar und Februar. Durch den flacheren Verlauf der Sonne, gelangt wesentlich weniger Wärme auf die Erdoberfläche, was zur Folge hat, dass diese langsam abkühlt. So werden die tiefsten Temperaturen mit Verzögerung im schon vorangeschrittenen Winter gemessen, oft auch erst kurz vor Beginn des Frühjahrs.
Die Neigung der Erdkugel um 23,4 Grad entlang ihrer Längsachse ist also verantwortlich für sowohl die Winter- als auch die Sommersonnenwende. Wo im Norden die Wintersonnenwende beginnt, beginnt auf der Südhalbkugel die Sommersonnenwende, was bedeutet, dass hier die Tage ab dem 21. Dezember kürzer werden. Dieser Grad der Neigung bewirkt also, dass die Erde mal im Norden und mal im Süden mehr Licht abbekommt, während sie die Sonne umläuft.
Am nördlichen Polarkreis ist an diesem Tag praktisch den ganzen Tag Sonnenaufgang, da sich die Sonne nur knapp über dem Horizont befindet, während sie einiger Orts gar nicht erst aufgeht. Je weiter nördlich man gelangt, desto länger dauert der polare Winter, so zum Beispiel in nördlichen Regionen Norwegens, Schwedens oder Finnlands.
In der Germanischen
Mythologie ist die
Wintersonnenwende dem Gott Wotan
geweiht, für den es nun an der Zeit ist mit seinem
Trupp aus Naturgeistern und verstorbenen Seelen
durch die Lüfte zu ziehen.
In der Mythologie:
Die tiefste Nacht des Jahres, nämlich die Nacht der Wintersonnenwende, stellt zeitgleich den Zenit der Herrschaft Samains dar. In dieser Nacht, so heißt es gebiert die Göttin tief in der finsteren Erde in der stillsten aller Stunden das wiedergeborene Sonnenkind. In ihren Meditationen nehmen die Menschen das Wunder der geweihten Nächte wahr und zünden Lichter an. Sie lassen einen Birken- oder Eichenklotz brennen und hängen den Wintermaien, den ursprünglichen Weihnachtsbaum auf. Die britischen Kelten schmückten ihre Häuser vor allem mit Mistel, Stechpalme und Efeu, auf dem Festland wurde hierfür Tannen- und Fichtengrün benutzt. Der Asche des Julfeuers wurden heilende Kräfte nachgesagt und so wurde sie auf die Felder gestreut, um diesen Fruchtbarkeit zu verleihen.
Zwölf Nächte dauerte das Wintersonnenwendfest. Das Haus und der Stall wurden in diesen Rau- oder Rauchnächten mit duftenden, heilbringenden Kräutern, wie Beifuß, Wacholder, Mariengras oder Tannenharz ausgeräuchert.
Am Vorabend des letzten der Zwölf Tage, wurde ein großes Fest gefeiert, welches Wassailing genannt wurde. Die Dorfbewohner umtanzten bei diesem Fest ihre Obstbäume und übergossen sie mit Bier. Ebenso wurde das Vieh bedacht, besonders die Stiere und so wurde auch auf sie getrunken. An diesem Tag wurden Kuchen gebacken, in die man eine Bohne steckte. Derjenige, der das Stück mit der Bohne bekam wurde zum Bohnenkönig ernannt.
Während dieser festlichen Zeit traten maskierte Hirschtänzer auf. Sie trommelten und stampften mit ihren Tanzschritten die Botschaften an die Erdgöttin und den Hirschgott Cernunnos, welcher in der Tiefe das Leben erneuert. Dieser Gott erscheint noch heute zur Wintersonnenwende als Nikolaus oder Samichlaus mit seinem Hirsch oder einem von Hirschen oder Rentieren gezogenen Schlitten. Das amerikanische Weihnachtslied „Rudolph the red- nosed Reindeer“ erinnert an diesen Mittwinterkult.
Bei den Germanen wurden die Nächte zwischen dem 21. und 25. Dezember, die Mütternächte bezeichnet und erstmalig 725 nach Christus von Beda Venerabilis, einem angelsächsischen Theologen und Geschichtenschreiber erwähnt. Die Mütternächte waren den Frauen und der Mutter Erde gewidmet. So wie die Kinder aus dem Schoß der Frauen geboren werden, so wachsen auch die Pflanzen aus dem Dunkel der Erde.
Die Wintersonnenwende gehört nicht zu den keltischen Hochfesten, sondern hat ihren Ursprung in den germanischen Kultkreisläufen. Es gab also durchaus Unterschiede zwischen den germanischen und den keltischen Festen. So entspricht der 21. Dezember dem Jul- Fest, welches die Germanen zwischen der Sonnenwende und Anfang Februar feierten. Zu diesem Fest, wie zu anderen Festen auch wurden die Feuer im Haus und auf dem Hof gelöscht, um dann vom gemeinsam entzündeten Ritualfeuer einen glühenden Scheit zu holen und die Feuer neu zu entzünden.
Manche Brauchtum Forscher sind der Meinung, dass mit dem Julfest ursprünglich die Feste der Bauern im Jahresverlauf gemeint sind, die im November und Dezember das Ende der Schlachtzeit der Tiere und der Drescharbeiten einleitete. Damit ist also nicht die Rede von nur einer Nacht, sondern einem Zeitraum, in dem gefeiert wurde. Es handelte sich um ein Ineinandergreifen verschiedenster Dankes-, Fruchtbarkeits-, Sonnen- und Totenrituale deren Höhepunkt die Wintersonnenwende war.
In der germanischen Mythologie ist die Wintersonnenwende sozusagen der Startschuss für Wotan, den mächtigsten Gott im Himmelreich. Jetzt ist es für ihn an der Zeit, mit seinem Heer aus Naturgeistern und den Seelen Verstorbener loszuziehen, um als wilder Trupp, als wilde Jagd in den Raunächten durch die Lüfte zu ziehen.
Wotan (Odin) reitet auf seinem Schimmel Sleipnir und wird von seinen beiden Raben Hugin und Munin begleitet. Die schwarzen Vögel stehen für das Denken und die Erinnerungen. Um das wilde Heer gnädig zu stimmen, wurden Speiseopfer vor die Haustür oder das Hoftor gestellt, denn Wotan hatte eine wichtige Aufgabe, da er mit seinem Heer die Sonne aus der Unterwelt befreien musste.
Die weibliche Seite wird der Göttin Hel zugeschrieben, die als einstige Vegetationsgöttin ins Himmelreich einzog, um von dort über die Toten zu wachen. In Märchen und sagen begegnet sie uns als Frau Holle, im alpenländlichen Brauchtum als die Percht, auch als wilde Percht oder Berta bezeichnet.
In ihrer Zuständigkeit lag das gesamte Spektrum des Lebens, des menschlichen Daseins. Sie bringt Fruchtbarkeit und neues Leben, ebenso wie den Tod. Sie ist die Herrscherin über die vier Elemente, die Jahreszeiten und das Wetter. Sie sorgt für Ruhe unter dem Schnee und nimmt Menschen, Pflanzen und Tiere mit sich unter die Erde, um dort die Kräfte zu sammeln und alles Leben zu erneuern. Manche sehen in ihr auch heute noch die Göttin, die die Natur schützt und die Erde immer wieder fruchtbar macht.
In den Raunächten wird ihre Verbindung zu den Spinnerinnen des Schicksals in der germanischen Mythologie- den Nornen- deutlich. Denn auch Frau Holle hält die Fäden in den Händen, um daraus die Schicksale der Menschen zu weben und zu spinnen. Die ursprüngliche Tradition einer zwölftägigen Festzeit, zeigt sich in den Raunächten im Mittwinter. Der 21. Dezember, an dem die Sonne den tiefsten Stand des Jahres erreicht zur Wintersonnenwende, ist ein magisch mystischer Zeitraum. Die drei Nornen, Urd, Verandi und Skuld. weben die Lebensfäden der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Im keltischen Kult werden sie als die drei Bethen bezeichnet, mit den Namen Ambeth, Wilbeth und Borbeth. Später im Christentum waren es Barbara, Katharina und Margarethe. Alle drei Erscheinungsformen haben gemeinsame Aspekte, da die Frauen immer eng mit der Natur verbunden sind und als Hüterinnen der Natur gelten. Sie haben eine besondere Schutzfunktion über Frauen und Kinder und stehen für die weibliche Urkraft. Darüber hinaus beeinflussen sie bis heute das Schicksal der Menschen.
Quellen:
Wolf Dieter Storl „Die Pflanzen der Kelten“
Christine Fuchs „Räuchern- im Rhythmus des Jahreszeitenkreises“
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